Unsere Welt wird immer digitaler. Unternehmen setzen auf neue Technologien und sind im Wandel – und mit ihnen der Beruf der Wirtschaftsprüfer:innen. Aber was machen Wirtschaftsprüfer:innen eigentlich genau? Wie verändern Innovationen ihre Aufgaben zukünftig? Und wie tragen sie zu Vertrauen & Verlässlichkeit in die globalen Finanzmärkte bei? In unserer Podcast Reihe erhältst du umfassende Einblicke in die Welt der Wirtschaftsprüfung und die vielfältigen Karrieremöglichkeiten bei Deloitte.
Wirtschaftsprüfer:innen erhalten tiefe Einblicke in unsere Wirtschaft, entdecken Trends und Zusammenhänge – kurz: Sie sehen das Big Picture. Welche Verantwortung, aber auch welches Potenzial damit einhergehen, verrät uns Christoph, Managing Partner Audit & Assurance, in der letzten Folge unseres Podcasts Re:Future, Re:Economy.
Re:Future. Re:Economy - Trends, die eine Branche revolutionieren
Intro: You got Mail: “Christoph Schenk, Managing Partner Audit Industry.”Betreff: Frischer Wind in der Wirtschaftsprüfung.
Interviewer:in (tippt): Lieber Christoph, es gibt da diese chinesische Redewendung, die geht so: „Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen“, und auch wenn ich aus diesem Satz viele positive Gedanken ableiten kann, muss ich zugeben, dass mich die vielen unterschiedlichen Trends in der Wirtschaft von Machine Learning, künstliche Intelligenz und Big Data auch einschüchtern. Statt sie also zu nutzen und etwas aus ihnen zu ziehen quasi analog zu den Windmühlen kann ich auch die etwas pessimistische Perspektive der Mauer verstehen. Denn wohin soll das alles führen? Große Trends entwickeln sich so rasant weiter, dass wir kaum mehr hinterher kommen. Wird alles also einfacher oder noch komplexer? Wie schätzt du als erfahrener Wirtschaftsprüfer das ein? Sind Trends immer Windmühlen oder auch mal Mauern? Und wie behalten wir den Überblick? Schließlich können wir nicht immer vorhersagen, was sich durchsetzen wird und wirklich einen Nutzen bringt. Und wenn ich dir schon vom Nutzen schreibe, welche Trends können die Wirtschaftsprüfung verändern und bereichern? Ich bin gespannt auf deine Impulse.
Interviewer:in: Lieber Christoph, wir haben uns ja in den letzten Folgen über einige große Themen unterhalten, die die Wirtschaftsprüfung umtreiben. Da ging es um Nachhaltigkeit, um Innovation und Fortschritt. Über Hyperwork haben wir geredet und über Weiterbildung. Heute hast du ja nun eine sehr philosophische Mail erhalten, die fragt, was diese Entwicklung bedingt und wo das alles hinführen soll. Keine leichte Frage, aber was ist deine Antwort?
Christoph Schenk: Oh ja, das ist richtig mit der philosophischen Mail. Und ja, in der Tat, das sind große Themen, die uns, aber auch unsere Mandanten bewegen. Die meisten dieser Themen betreffen aber auch uns als private Personen, und zwar jeden von uns. Das Thema Nachhaltigkeit, das du gerade erwähnt hast, beispielsweise, hat durch die jüngere Gesetzgebung in Berlin und in Brüssel eine ziemlich große geschäftliche Relevanz bekommen. Gleichzeitig, also ich spreche da über mich selbst, sorgen wir uns im Privaten über nachhaltiges Handeln, über unseren CO₂-Footprint oder ganz allgemein über den Klimawandel. Schauen wir uns das Thema an, was du gerade auch genannt hast: Innovation und Fortschritt. Da reden wir genau genommen über den großen und einschneidenden Entwicklungsschritt, den der moderne Mensch – ich mache es jetzt ein bisschen größer, meine es aber trotzdem ernst – seit ca. 50 bis 70.000 Jahren auf diesem Planeten erlebt. Ich spreche von der Digitalisierung, die uns alle, aber wirklich alle, im beruflichen und privaten Bereich vollständig verändern wird oder vielleicht noch weiter verändern wird, als wir ohnehin schon Veränderung erfahren haben. Die Ursachen für diese Entwicklung liegen irgendwie auf der Hand. Sie sind natürlich im Wesen von uns Menschen begründet. Wir sind neugierig, wir wollen uns weiterentwickeln, wir wollen neue Dinge erforschen und erfinden. Ja, und du hast gefragt, wo führt das alles hin? Ich bin kein Zukunftsforscher, aber ich sehe natürlich, wohin das bis heute geführt hat, nämlich zu einem exponentiellen Wachstum von Wissen und technischem Fortschritt. Und das führt, und das müssen wir uns wirklich vor Augen führen, zu einer enormen Komplexitätssteigerung. Es führt auch zu Volatilität und damit bei uns Menschen zu einem ziemlich hohen Grad an Unsicherheit.
Interviewer:in: Welche großen Entwicklungstrends siehst du denn derzeit in der Wirtschaftswelt voraus?
Christoph Schenk: In der Wirtschaft ist es natürlich schwierig zu sagen, aber es gibt ganz verschiedene Trends – und zwar wie im richtigen Leben. Das sind Mode- und Zeitgeist-Trends, technologische Trends und vielleicht sogar soziokulturelle Trends. Darüber könnten wir sprechen, aber ganz ehrlich: Interessanter sind die Trends, die einen nachhaltigen Einfluss auf die Wirtschaft und auf die Gesellschaft haben. Das sind Trends, die wirklich tiefgreifende Veränderungen in der Arbeitswelt und im Lebensmodell von uns allen bewirken und damit natürlich auch die Wirtschaft beeinflussen. Was sind das jetzt für Trends? Ich nenne mal ein paar: Digitalisierung und Konnektivität, also die Vernetzung auf Basis von digitalen Informationsstrukturen. Dann gibt es den Trend Sicherheit. Die Welt wird komplizierter, die Menschen werden immer abhängiger von digitalen Prozessen und Strukturen, und der Grad an Unsicherheit steigt – damit auch das Bedürfnis nach mehr Sicherheit. Es gibt den Trend der Wissenskultur, bei dem es darum geht, wie wir mit Informationen umgehen und wie wir lernen. Dann gibt es den Trend, den ich immer „Ökologie“ nenne – ein altmodisches Wort, das wir heute eher unter „Nachhaltigkeit“ zusammenfassen. Dieser Trend schafft neue Werte, die in jeden Bereich hineinreichen: in unternehmerisches Handeln, in Kaufentscheidungen von Konsumenten, in Politik und Gesellschaft. Und last but not least, in aller Munde: der Trend, den wir „New Work“ nennen. Dabei geht es um das Verständnis von Arbeit, das sich gerade grundlegend verändert – weg vom klassischen Karriereweg hin zu einer Sinnfrage. Damit einher geht auch der Trend zur Individualisierung und Selbstverwirklichung.
Interviewer:in: Jetzt hast du echt einen ganz schönen Ritt gemacht und alle möglichen Trends genannt, die uns in den nächsten Jahren oder derzeit schon rumtreiben. Danke für diese tolle Zusammenfassung. Wir wird sich denn dein Arbeitsfeld, also das Arbeitsfeld Audit & Assurance ganz konkret verändern?
Christoph Schenk: Ich reduziere mal jetzt sorry und greif mal 3 Trends raus und versuche da mal Auswirkungen auf unser Arbeitsfeld, auf unsere Branche, vielleicht kurz anzudeuten. Ich beginne mal mit dem Thema Digitalisierung und Vernetzung. Eine kluge Frau hat mir kürzlich gesagt, dass wir früher ein Wal waren und heute ein Delfin sind, das gefällt mir gut. Was bedeutet das? Mit Hilfe der Digitalisierung können wir sogenannte repetitive Tätigkeiten, also die sich wiederholende Tätigkeiten Routinen auf Maschinen übertragen. Mit dieser technischen Hilfe arbeiten wir als Abschlussprüfer erheblich effizienter, weil wir ganze Grundgesamtheiten maschinell prüfen lassen und wir uns insgesamt nur noch auf Auffälligkeiten oder Ausreißer fokussieren können. Wir werden agiler und wir werden schlanker und damit kommt das Bild des Delphins schon wieder in meine Antwort rein und damit steigern wir die Qualität unserer Arbeit ganz erheblich. Wenn wir uns den Trend New Work und Individualisierung anschauen, das beeinflusst und verändert natürlich die Art und Weise, wie wir als Wirtschaftsprüfer:innen neue Mitarbeitende rekrutieren. Es verändert aber auch das Arbeitsumfeld, dass wir unseren Mitarbeitenden bieten müssen und auch übrigens bieten wollen. Karrieremodelle verändern sich oder entstehen ganz neu und ganz klar wir müssen auch als Arbeitgeber Antworten geben auf die Frage nach dem Sinn unserer Tätigkeit. Zum Schluss vielleicht noch das Thema Ökologie Nachhaltigkeit dieser Trend, der verändert in unserem Bereich oder erweitert auch unsere Arbeitsinhalte. Der/die Abschlussprüfer:in muss die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen prüfen. In Assurance, also in unserem prüfungsnahen Bereich der Beratung da verändern sich die Beratungsinhalte weg von reinen finanziellen KPIs und hinzu einer Erweiterung von ökologischen Kennziffern. Das sind ganz große Veränderungen, die da auf uns zukommen.
Interviewer:in: Mhm, das hast du echt super schön ausgeführt, ich hab viel gelernt und ich frag mich aber dann natürlich, also wenn wir so über die Zukunft sprechen, auch wie man sich als Unternehmen an diese Trends anpassen kann beziehungsweise wie man da mithalten kann. Also meine Frage: Welche Rolle spielen denn deiner Meinung nach Innovationen in diesem Bereich?
Christoph Schenk: Interessantes Stichwort. Ich sag mal meine Grundüberzeugung gleich vorweg: Audit der Zukunft kann es nur mit Innovationen geben. Unsere Mandanten und natürlich die gesamte Wirtschaft digitalisiert sich und ihre Geschäftsmodelle, und wir als Deloitte digitalisieren uns natürlich ebenfalls. Ich glaube, es geht darum, als Prüfer:in und Berater:in relevant zu bleiben und ja, mindestens auf Augenhöhe mit unseren Kunden zu sein. Die Audit der Zukunft wird aus technologischer Sicht noch mächtiger sein, als sie heute schon ist. Es wird selbstlernende Programme geben, und es wird ganz normal sein, Finanzdaten und Buchungsstoffe selbst der weltgrößten Unternehmen in kürzester Zeit wirklich Zeile für Zeile zu analysieren und auszuwerten. Prüfer:innen stochern – das ist vielleicht ein bisschen provokant – aber Prüfer stochern nicht mehr im Nebel. Damit kommt der Fähigkeit zu Innovation eine zentrale Rolle zu. Wir haben bei Deloitte ein großes Innovationscenter, wir nennen das die Garage, in der wir tüfteln, programmieren, forschen und Neues ausprobieren. Wir entwickeln neue Tools, die natürlich auch mit KI ausgestattet sind und uns tatsächlich in großen Schritten ganz nach vorne gebracht haben. Wir halten – da bin ich auch wirklich stolz drauf – regelmäßig Preise für unsere Innovationen. Diese Preise werden übrigens nur für Tools vergeben, die auch wirklich im operativen Einsatz sind. Also, das ist eine tolle Sache, und ja, da sind wir ganz stark unterwegs.
Interviewer:in: Wie kommen denn diese Innovationen zu euch? Also was inspiriert euch? Schaut ihr euch in anderen Wirtschaftszweigen um und adaptiert neue Strukturen und Erfindungen, oder wie funktioniert das?
Christoph Schenk: Wir schauen natürlich gerne über unseren Gartenzaun und lernen auch von den Besten, auch aus anderen Industrien. Das ist ja klar, und da bieten natürlich unsere Mandanten auch tolle Beispiele. Aber in der Regel läuft unser Innovationsprozess immer bottom-up. Was bedeutet das hier bei uns konkret? Ausgangspunkt ist immer das zu lösende Problem oder vermutlich noch häufiger die Erkenntnis, Prozesse oder Arbeitsschritte optimieren oder effizienter machen zu wollen. Ziele unserer meisten Innovationen sind tatsächlich die Steigerung von Effizienz. Und da – das ist so ein Glaubenssatz von mir – da Effizienz die Kehrseite von Qualität ist, geht es letztendlich bei Innovation immer um die Qualität unserer Arbeit. Ich möchte aber natürlich auch zugeben: Wir verfolgen selbstverständlich auch wirtschaftliche Interessen. Daher freuen wir uns, wenn unsere Innovationen auch unsere Kostenbasis positiv – also nach unten hin – beeinflussen. Diese, ich nenne sie mal, potenziellen finanziellen Effizienzgewinne sind aber auch tatsächlich notwendig, um weiterhin Innovationen finanzieren zu können. Und da sprechen wir von erheblichen Summen, die wir aufwenden müssen, um am Ball zu bleiben. Der Prozess ist aufwendig, und es gibt häufig eine wirklich große Herausforderung. Die hat insbesondere mit fehlerhaften Daten oder der Verarbeitung von diesen Daten zu tun. Um das zu erläutern: Um uns herum sind Unmengen von unstrukturierten Daten vorhanden. Die Kunst ist es, diese richtig zu erfassen und zu strukturieren, damit sie fehlerfrei verarbeitet werden können. Gelingt es nicht, kommt es zu vielerlei Folgeproblemen. Eines dieser Folgeprobleme kann sein, dass es zu einem sogenannten Algorithm Bias führt. Das sind unerwünschte Ergebnisse aus Anwendungen – also aus Programmanwendungen – die unerwünscht noch mal - bestimmte Gruppen von Menschen nach Geschlecht oder Hautfarbe diskriminieren.
Interviewer:in: Du hattest vorhin ja schon das Thema Ökologie und Nachhaltigkeit angesprochen. Das finde ich ja wirklich ist eines der wichtigsten Themen unserer Zeit, weil der Klimawandel natürlich sehr vielen Menschen zu Recht sehr viel Angst macht. Und ein weiteres sehr großes Thema hast du eben angesprochen, nämlich das Thema Daten. Ich denke jetzt mal an Datenschutz, Big Data, KI, Überwachung. Ja, auch diese Punkte machen ja sehr vielen Leuten sehr viel Angst, eben weil sie so abstrakt sind. Man weiß gar nicht, wo kursieren welche Informationen über mich und so weiter. Wie könnt ihr denn in einer so unsicheren Welt Sicherheit vermitteln?
Christoph Schenk: Diese beiden Themen, die du gerade genannt hast – einmal das Thema Nachhaltigkeit und vor allem dieses ganze Thema rund um Datenschutz, KI, Überwachung und Vernetzung – sind richtig gute Beispiele dafür, dass Menschen Unsicherheiten in unserer heutigen Welt verspüren. Das hat ganz viel mit Komplexität zu tun. Es hat auch viel mit Technik zu tun, die so kompliziert ist, dass ein einzelner Mensch das Ganze nicht mehr erfassen und für sich verarbeiten kann. Damit wächst dann das Bedürfnis nach Sicherheit. Wir können hier Sicherheit vermitteln, indem wir die zugrundeliegenden Prozesse, Daten und Algorithmen auf Fehlerfreiheit prüfen. Wir haben beispielsweise eine sehr große Einheit bei Deloitte, die sich ausschließlich mit dem Thema Cyber Security beschäftigt und die Sicherheit von Computern, Servern, Mobilfunkgeräten, Netzwerken und Daten prüft und auch sicherstellt. Damit vermitteln wir aus meiner Sicht jedenfalls echte Sicherheit für Unternehmen, aber noch wichtiger in diesem Komplex: für die Verbraucher. Auch beim Thema Nachhaltigkeit können wir meines Erachtens Sicherheit vermitteln, und zwar die Sicherheit, die – das ist so eine persönliche Ansicht – auch von den verschiedenen Stakeholdern zurecht eingefordert wird. Wir überprüfen beispielsweise die Richtigkeit der Angaben, die Unternehmen in ihrer sogenannten Nachhaltigkeitsberichterstattung machen. Wir prüfen die Daten und die KPIs und verhindern so – wieder nach meiner Überzeugung – ein Greenwashing. Das ist ein Thema, das gerade in aller Munde ist. Das kann auch in diesem Zusammenhang die Sicherheit für die – ja, ich hatte gerade Stakeholder genannt – für alle interessierten Menschen, Verbraucher:innen und Aufsichtsbehörden sein, die Sicherheit zu vermitteln, dass diese Angaben, die die Unternehmen machen, eben richtig sind. Und ja, das bietet Sicherheit, und das können wir als Wirtschaftsprüfer natürlich richtig gut liefern.
Interviewer:in: Würdest du so auch die Rolle von Wirtschaftsprüfung beschreiben oder die Funktion, also sind Wirtschaftsprüfende, ja Sicherheitsvermittler in einer sich verändernden Welt?
Christoph Schenk: Ich lächle jetzt, wie du siehst. Das ist eine Frage, mit der ich mich wirklich lange und schon stark beschäftigt habe. Vermutlich ist es immer noch nicht ausgemacht, welche Rolle Wirtschaftsprüfer:innen in der veränderten Welt spielen werden. Aber wir haben als Wirtschaftsprüfer:innen nach meiner Ansicht die besten Chancen, in unserer neuen Welt – ich sage nicht „schöne neue Welt“, aber in unserer neuen Welt – das anzubieten, was wirklich, glaube ich, zukünftig sehr, sehr stark gefragt sein wird: nämlich Vertrauen und Sicherheit zu vermitteln in dieser hochkomplexen, digitalisierten Welt, die viel zu volatil erscheint und die natürlich durch Unsicherheit geprägt sein wird. Das glaube ich, das ist eine starke Rolle, die wir als Wirtschaftsprüfer:innen einnehmen können, weil wir diese Dinge vom Grundsatz her immer vermitteln. Diese Sicherheit bezog sich primär in den letzten Jahren immer auf finanzielle Zahlen, aber wir können natürlich – und tun das auch schon – ganz tief in Prozesse einsteigen. Damit ist das eine Rolle, glaube ich, die die Wirtschaftsprüfer einnehmen können, die auch der Gesellschaft und dem Gemeinwohl verpflichtet ist.
Interviewer:in: Würdest du noch einen Schritt weiter gehen und sagen, dass Deloitte als Prüfungs- und Beratungsunternehmen auch sogar eine Verantwortung hat, die Welt ein bisschen besser zu machen?
(Christoph Schenk): Das ist schön. Die Welt ein bisschen besser zu machen, das gefällt mir. Wir übernehmen als Wirtschaftsprüfer:innen – ich übertreibe nicht – seit mehr als 100 Jahren große Verantwortung. Wir stehen für die Funktionsfähigkeit des Kapitalmarktes, weil wir die Finanzberichterstattung der Unternehmen prüfen. Diese Finanzberichterstattung ist normalerweise die Vertrauensbasis für Kapitalgeber, für Aktionär:innen und Mitarbeitenden von börsennotierten Unternehmen. Insoweit ist es und seit jeher nicht so fremd, Verantwortung zu übernehmen. Diese innovativen Technologien, diese schöne neue Welt, diese neuen Geschäftsfelder, die erweitern nach meiner Meinung auch unsere Verantwortung. Und die besteht darin tatsächlich – wir haben es gerade schon gesagt – Sicherheit zu vermitteln für alle Beteiligten, die einen Anspruch haben auf faire, integre und richtige Daten. Und wenn ich mich mal zurücklehne, mal jenseits dieser – ja, die liegen ja auf der Hand, die Themen, die ich gerade angesprochen habe – aber jenseits dieser Themen: Wir empfinden auch eine gesellschaftliche Verantwortung. Wir stehen – jedenfalls spreche ich da für Deloitte – für Diversity und für Entfaltung der Persönlichkeit. Wir unterstützen soziale Programme. Wir geben unseren Mitarbeitenden bezahlte Zeitkontingente für gemeinnützige Arbeit. Und ja, wir unterstützen auch zahlreiche Hilfsprojekte. Das verstehe ich auch unter Verantwortung. Ich gebe dir ein Beispiel: Während der sogenannten – ist ein schreckliches Wort eigentlich – Flüchtlingskrise damals 2015/2016, da haben wir bei Deloitte zahlreiche Flüchtlinge aus Syrien eingestellt und ihnen eine berufliche Perspektive geboten. Gleiches gilt ganz aktuell für die Flüchtlinge, die im Moment aus der Ukraine bei uns sind. Denen geben wir Arbeit und wir helfen ihnen bei einem Neustart. So versuchen wir – und ich nehme nochmal deine schöne Formulierung deiner Frage auf – so versuchen wir, die Welt ein bisschen besser zu machen.
Interviewer:in: Wie gehst du denn ganz persönlich mit dieser Verantwortung um?
Christoph Schenk: Ich habe vielleicht ein bisschen mehr Glück. Ich bin Geschäftsführer von Deloitte Deutschland und habe dadurch natürlich viel mehr Möglichkeiten, als andere Verantwortung zu übernehmen. Und diese Möglichkeiten nutze ich, indem ich auch wirklich jenseits von wirtschaftlichen Interessen versuche, Werte vorzuleben, die eben mehr mit Gemeinwohl und sozialem Engagement zu tun haben. Aber Vorleben allein reicht nicht. Ich schaffe auch bei uns in der Organisation immer wieder den Rahmen für unsere Mitarbeitenden, damit diese sich – ja, wie nenne ich es – außerhalb der Businesswelt auch engagieren können. Ich gebe dir zwei Beispiele. Klang gerade schon an: Freistellungen, extra Urlaub. Im vergangenen Jahr gab es diese fürchterliche Flutkatastrophe im Ahrtal. Da haben wir natürlich alle Betroffenen und alle Mitarbeitenden, die auch helfen wollten, extra Urlaub – extra bezahlten Urlaub natürlich – gewährt, Freistellungen gewährt. Wir haben angeboten, dass wir Angehörige unterstützen, die von dieser Flutkatastrophe betroffen waren und so weiter. Anderes Beispiel: Vor drei Monaten habe ich ein – ich habe es dann Sonderbudget genannt – aus dem laufenden Betrieb herausgeschnitten bei uns bei Deloitte, ganz einfach, um einen Krankenwagen für die Ukraine zu spenden. Und das ist mir wichtig, und das ist das, was ich persönlich auch tun kann. Das empfinde ich auch als Verantwortung. Und ich kann ein bisschen mehr tun. Das sind kleine Dinge, die aber meines Erachtens auch Wirkung entfalten und wahrscheinlich sogar so eine Art Multiplikator haben wollen. Unsere Kolleginnen und Kollegen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, machen dann mit. Das wirkt natürlich irgendwie motivierend, da auch selbst noch etwas in diesem Rahmen zu machen. Ich habe eine Überzeugung, und ich glaube einfach: Wirtschaftliches Handeln ohne Werte und ohne die Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung – ja, das führt ins Leere.
Interviewer:in: Ich danke dir fürs Gespräch.
Christoph Schenk: Sehr gerne, ich danke dir.
Outro: „You got Mail“
Interviewer:in (tippt): Lieber Christoph, vielen Dank für deinen ganzen Input. Es ist wirklich spannend, wie alles mit allem zusammenhängt – Nachhaltigkeit, Innovationen, Digitalisierung, aber auch Volatilität und Unsicherheit, das Bedürfnis nach Vernetzung und Individualisierung, nach Wissen und nach Komfort. Das ist wirklich alles wahnsinnig komplex. Danke, dass du Licht ins Dunkel gebracht hast und die großen Trends für mich eingeordnet hast. Ich habe das Gefühl, ich kann den Wind der Veränderungen spüren und besser verstehen – die Menschen, die Windmühlen betreiben, und warum manche sogar ganze Windparks bauen.
Interviewer:in: Das war die 6. Folge der Podcastreihe Re:Future. Re:Economy, produziert von Studio ZX im Auftrag von Deloitte. Ihr wollt noch mehr zum Thema „Audit der Zukunft“ wissen? Dann könnt ihr alle Folgen dieser Staffel noch einmal nachhören, und zwar auf Podigee, Spotify, Apple Podcasts und überall, wo es Podcasts gibt. Na, neugierig geworden? Deloitte bietet im Bereich Audit and Assurance fortlaufend unterschiedlichste Einstiegsmöglichkeiten in ganz Deutschland. Das reicht von dualen Studiengängen über Praktika bis hin zum Festeinstieg für Absolvent:innen und Expert:innen, die sich verändern möchten. Schaut doch einfach mal vorbei auf jobs.deloitte.com.
Aktenberge und Taschenrechner – oder eher Big Data, KI und Algorithmen? Andreas, Transformation Leader im Bereich Audit & Assurance, erzählt, wie digitale Tools heute schon seinen Berufsalltag entscheidend verändern und wie er mit ihrer Hilfe die Zukunft der Wirtschaftsprüfung gestalten kann. Jetzt reinhören!
Re:Future. Re:Economy – Wie geht Innovation im Audit-Bereich?
Intro: You Got Mail! An: Andreas Wermelt, Partner Audit & Assurance, Audit Transformation Lead, Deloitte Düsseldorf Betreff: Wie geht Innovation im Audit-Bereich?
Interviewerin (tippt E-Mail): Lieber Andreas, ich hab keine richtige Ahnung, aber eben schon eine Vorstellung davon, was Wirtschaftsprüfer und -prüferinnen so den ganzen Tag machen. Akten wälzen, Zahlen in Taschenrechner tippen, hin- und herjetten, aber sieht deine Arbeit wirklich so aus? Ich glaube längst nicht mehr, oder? Schließlich wandelt sich unsere Welt so schnell und mit ihr auch die Wirtschaft. Viele deiner Kunden stecken doch schon längst in der digitalen Transformation. Sie nutzen KI, Big Data, eigene Algorithmen. Sie brauchen sicher auch einen Wirtschaftsprüfer, der sich im Digitalen genauso gut auskennt, wie sie selbst. Schon allein, damit ihm keine Zahlen durchrutschen. Aber seid ihr bei Deloitte schon so weit? Wie sieht deine Arbeit denn heute au Und wie wird sie in der Zukunft aussehen? Da fehlt mir noch ein konkretes Bild. In deiner Mail schriebst du mir das Wirtschaftsprüfende den Wandel der Wirtschaft aktiv mitgestalten und dass die digitale Transformation die Wirtschaft und die Berufsfelder revolutioniert. Aber wie ganz genau? Erfindest du in deinem Job als Audit Transformation Leader auch neue Produkte und Prozesse? Ich kann mir das einfach nicht richtig vorstellen. Wie sieht das denn ganz konkret aus? Kannst du mich erhellen?
Intromusik
Interviewerin: Ja spannende Fragen hast du da bekommen Andreas, verrat mir doch erst mal: Was machst du als Wirtschaftsprüfer denn ganz genau und warum machst du das gerne?
Andreas: Ja, Wirtschaftsprüfung ist manchmal schon so ein bisschen ein dröges Thema, wenn man das von außen betrachtet und nicht so genau weiß, worum es geht. Aber wenn man sich da mal ein bisschen mit beschäftigt, dann ist das schon ziemlich cool und das versuche ich mal zu erklären. Die Unternehmen müssen insbesondere, börsennotierte Unternehmen müssen Jahresabschlüsse erstellen, auf die sich dann Investoren stützen mit ihren Investitionsentscheidungen. Also wenn dann eben halt so ein Unternehmen in der Bilanzpressekonferenz dann die neuen Zahlen vorstellt, dann sind natürlich alle interessiert daran, dass die richtig sind und dafür ist der Wirtschaftsprüfer da. Als Unabhängiger schaut er nämlich drauf und stellt fest, ob das tatsächlich so ist, dass die Zahlen richtig sind und somit ich sage mal die Lage des Unternehmens sauber reflektieren und das ist ein ziemliches Brett, was man da bohrt als Wirtschaftsprüfer, denn, und darum mache ich das eigentlich so gerne, denn man muss dieses Unternehmen natürlich in seiner ganzen Tiefe verstehen. Wie funktioniert das Unternehmen? Womit verdient es sein Geld? Wie werden die Abläufe im Unternehmen abgebildet, wie wird das Unternehmen geführt und wie endet das dann hinterher am langen Ende in dem Jahresabschluss? Und dafür ist es natürlich dann erforderlich, sich mit dem ganzen Laden auseinanderzusetzen. Risiken zu identifizieren für materielle Falschdarstellungen, um dann zu gucken was kann ich als Prüfer eigentlich tun, um diese Risiken dann mit Prüfungshandlungen abzusichern?
Und das ist dann, ja, das ist eine riesen Dienstleistung für die Unternehmen selbst, weil wir da natürlich auch, ich sag mal, Feedback geben können, aber, und das ist am langen Ende natürlich brutal wichtig, der Wirtschaftsprüfer oder die Wirtschaftsprüferin und seine oder ihre Tätigkeit ist dafür da eben halt, dass die Finanzmärkte funktionieren und die Aufgabe ist so extrem spannend und ja, das ist der Grund, warum ich das gerne mache.
Interviewerin: Jetzt wurde ja in der Mail an dich eben schon so ein bisschen die Klischeekeule rausgeholt, also da wurde davon gesprochen, dass du vielleicht noch in den Taschenrechner tippst oder den ganzen Tag Akten wälzt. Ich glaube, so sieht dein Beruf ja schon lange nicht mehr aus. Wie hat der sich denn in den letzten Jahren gewandelt?
Andreas (schmunzelt): Einen Taschenrechner habe ich immer noch, aber nicht mehr so als solchen, sondern immer im iPhone. Da gibt es so eine Taschenrechner-App, die brauche ich tatsächlich weiterhin noch. Aber wie hat sich der Beruf gewandelt, war die Frage. Ja, Digitalisierung ist da eigentlich das große Stichwort, weil alles das, was in der Vergangenheit analog in Unternehmen stattgefunden hat, das wird zunehmend immer mehr digitalisiert. Das kennen viele von uns, indem sie früher ihre alten Platten mittlerweile eben halt als MP3s abgebildet haben, und genau das machen die Unternehmen mit ihren Transaktionen und Abläufen eben genauso. Alles ist digital. Die Geschäftsmodelle der Unternehmen sind auch teilweise basierend auf digitalen Leistungen, die sie erbringen. Das nennt sich mittlerweile sozusagen die „Click-Economy“ und diese Digitalisierung führt natürlich dazu, dass wir als Prüfer, wenn wir uns mit dem Unternehmen beschäftigen, mittlerweile in digitalen Daten „waten“. Habe ich mir mal aufgeschrieben, also wir „waten“ in Daten, und genau das ist das, was wir brauchen, um dann eben halt die Prüfung durchzuführen. Die Prüfung selbst wird digital. Was wir früher in Stichproben gemacht haben, indem wir uns dann Rechnungen angeguckt haben, als Belege, diese Rechnungen sind ja jetzt alle als digitale Datensätze vorhanden. Und ja, dann kann ich die mir alle angucken, muss nicht nur eine Stichprobe machen und dann sind wir beim Stichwort Massendatenanalyse. Und dann besteht dann die Kunst darin, in diesen ganzen Daten eben halt Dinge zu erkennen, die für uns als Abschlussprüfer und Abschlussprüferinnen wichtig sind. Taschenrechner gibt es da ab und zu auch noch, aber wir haben dann eben einen ganz großen Taschenrechner im Einsatz.
Interviewerin: Jetzt fragt die Mail ja auch danach, ob ihr bei Deloitte überhaupt schon so weit seid. Auch eine ganz ketzerische Frage, aber welche Entwicklungen haben denn deinen Job in den letzten Jahren wirklich deutlich vereinfacht?
Andreas: Also ich bin ja jetzt schon etwas länger dabei. Deswegen kann ich schon sehr weit zurückschauen und habe im Grunde genommen die volle Bandbreite der technologischen Weiterentwicklung miterlebt. Ich kenne es noch aus einer Zeit, wo die Prüfer und Prüferinnen noch keine PCs selber hatten, aber eben halt die Einführung der PCs, die Nutzung von Microsoft Office, war so der erste Schritt. Mittlerweile sind wir natürlich nicht mehr nur beim PC, sondern in der Cloud und wir benutzen eben halt nicht nur Microsoft Office, sondern auch Kollaborationssoftware, wie wir jetzt hier Microsoft Teams im Einsatz haben und ähnliche Dinge. Und dazu muss ich mal kurz den Hintergrund erklären, warum das so wichtig ist. Wir Prüfer und Prüferinnen, wir arbeiten immer in einem Team zusammen und arbeiten alle im Grunde gemeinsam an einer großen „Prüfungsakte“, in Anführungsstrichen, mit der wir nachweisen, wie wir die Dinge vorantreiben. Und das hat früher über Ordner stattgefunden. Heute ist das alles digitalisiert, und das ist dann diese Kollaborationssoftware, die wir einsetzen, die uns im Grunde genommen als Team viel stärker integriert arbeiten lässt. Dann auch noch in der Cloud abgebildet, sodass ich im Grunde an einem Dokument mit mehreren Leuten gleichzeitig arbeiten kann. Das ist natürlich ein riesiger Schritt nach vorne gewesen. Und dann gibt es natürlich auch diverse Applikationen. Also für die Zuhörer:innen hier, die sich das noch nicht so richtig vorstellen können: Die meisten kennen Excel, aber es gibt auch „Excel on Steroids“, würde ich mal sagen. Das sind so Prüfer-Software-Dinge, die wir nutzen, um Datenanalysen durchzuführen, die uns dann dabei helfen, die Prüfung sauber durchzuführen. Und das gibt es dann in allen möglichen Facetten – mit Zugriff auf Börsendaten, mit Zugriff auf, ich sag mal, Prüfungsstandards, die die Workflows abbilden. Also das ist schon ein ziemlicher Knaller, was sich da in den letzten Jahren entwickelt hat.
Interviewerin: Dein Job ist ja anscheinend auch eine ziemliche Detektivarbeit, wenn ich dir so zuhöre. Was machst du denn, wenn die Daten mal nicht stimmen?
Andreas: Nachfragen. Ich glaube, nachfragen ist das Allererste, weil wir haben häufig die Situation, dass – ja, so ein Unternehmen ist kompliziert, die Abläufe sind mannigfaltig. Man muss als Erstes mal die Fakten richtig bekommen. Das bedeutet, wenn mir Dinge auffallen, die nicht funktionieren, wo die Daten nicht meinen Erwartungen entsprechen, muss ich die Situation verstehen, um nicht in sogenannte „false positives“ hineinzulaufen. Ich setze mich mit dem Mandanten zusammen und fange an, darüber nachzudenken: Was ist denn das eigentlich für ein Problem, das wir hier gesehen haben? Ist das ein systemischer Fehler? Oder ist das System nicht richtig angewendet worden? Und wenn das System nicht richtig angewendet wurde, ist das unabsichtlich passiert oder ist das absichtlich passiert? Wenn es absichtlich passiert ist, dann sind wir natürlich im Bereich Fraud. Aber „in a nutshell“: extrem viel Interaktion mit dem Kunden, gemeinsam durch die Prozesse zu gehen, den Sachverhalt zu verstehen. Aber dann natürlich auch – und du hattest am Anfang auch danach gefragt – einiges an Akten wälzen. Das gehört dann dazu.
Interviewerin: Die Welt wandelt sich ja derzeit unfassbar schnell und mit ihr ja auch die Wirtschaft. Woher weißt du denn – und du bist ja auch Audit Transformation Leader bei Deloitte, was in Zukunft im Audit wichtig wird? Also: Wie informierst du dich? Woher nimmst du deine Inspiration für Neuerungen?
Andreas: Ja, die Frage hatte ich zu einem gewissen Maße erwartet und habe mir mal Gedanken darüber gemacht, wie versuche ich das mal bildlich zu beschreiben, dass sich die Zuhörer:innen eine Vorstellung davon entwickeln können. Also Deloitte muss man sich wie so einen Bienenstock vorstellen. Da sind unglaublich viele Kolleg:innen, die da rumschwirren und sich mit allen möglichen Fragestellungen der Digitalisierung, der Zukunft, der Unternehmensentwicklung oder der BWL auseinandersetzen. Das sind ja nicht nur wir Prüfer und Prüferinnen. Da sind unsere Tax-Experten, da sind unsere Consulting-Leute, da sind unsere Corporate-Finance-Leute, da gibt es Risikospezialist:innen, Techniker:innen und alle Menschen, die da tätig sind, arbeiten häufig zusammen und durch diese multidisziplinäre Sichtweise kriegt man natürlich auch unglaublich viel mit, weil alle auch irgendwo draußen beim Kunden sind und die neuesten Entwicklungen sehen. Das ist im Grunde genommen, ja, das ist ja so ein Bienenstock an Innovation, der da stattfindet. Und dann stolpert man über interessante Dinge und geht dann auch häufig mit marktführenden Unternehmen, wie zum Beispiel Apple oder auch Celonis eben Kooperationen ein, um dann bestimmte Dinge zu entwickeln und die Sachen nach vorne zu bringen – in Laborbedingungen, aber auch dann in echt. Und das ist das, was uns immer einen Schritt nach vorne bringt und auch manchmal, oder häufig, einen Schritt vor die anderen, ja, uns einen Schritt vor die anderen setzt.
Interviewerin: Jetzt haben Innovationen ja auch immer was mit Scheitern zu tun. Also ich kann mir nicht vorstellen, dass wirklich jede einzelne Innovation, die dir so als Transformation Leader vor die Füße fällt, auch dann tatsächlich sozusagen „Gold“ ist. Ja, wann bist du denn mit deiner Arbeit mal wirklich grandios gescheitert?
Andreas: Eigentlich ständig, weil diese, ich sag mal so, diese Innovationstätigkeiten, die beruhen ja im Grunde genommen auf Trial and Error. Man hat eine Idee, probiert die aus, die funktioniert nicht. Und sagen wir mal so, die wenigsten Ideen überleben ja im Grunde genommen oder kommen dann in so eine Phase rein, wo sie wirklich reif werden. Also insofern: Alle neuen Dinge, die man ausprobiert, führen am Anfang immer zu gewissen Frustrationserlebnissen, die aber dann auch manchmal ganz witzig sein können. Also ich hatte anfangs mal gesagt, dass wir eben halt Kollaborationssoftware einsetzen. Und das ist jetzt bestimmt schon 25 Jahre her. Da fingen wir an, mit einem Tool, das hieß damals Lotus Notes, zu arbeiten und die Prüfungsakten im Grunde zu digitalisieren, sodass wir da mit unserem gesamten Team dann verteilt daran arbeiten. Da hatte jeder so eine, ich sag mal, Kopie dieser Datenbank auf seinem Rechner. Und als wir die dann das erste Mal zusammengeschoben haben, sind wir fast in Replikationskonflikten ertrunken. Wir wussten gar nicht, wie wir mit der Situation umgehen. Und dann stellten wir dann fest, um diese Technik zu verwenden, müssen wir uns erst mal darauf einigen, wer eigentlich an welchem Dokument arbeitet. Das war also extrem witzig. Und dann, eben hatte ich das Stichwort schon gebracht: false positives. Als wir erstmalig anfingen, sozusagen Buchungsstoff zu analysieren, da sind wir ja natürlich dann ständig über irgendwelche Dinge gestolpert, die uns hinterher eigentlich ein bisschen naiv aussehen haben lassen. Also wir haben zum Beispiel gedacht, wir müssen uns mal alle Buchungen angucken, die hinten fünf Nullen haben, in Anführungsstrichen, im Wert. Und haben gedacht, ja, das kann ja nicht viele sein. Aber wenn man das dann bei einem großen Unternehmen macht, die dann eben halt auch Tätigkeiten in Argentinien oder in Hyperinflationsländern haben, dann kriegt man dann als Ausnahme den gesamten Buchungsstoff angezeigt, den die verbucht haben. Und das ist natürlich auch voll daneben. Und das Letzte, was jetzt letztens passiert ist, ist – oder das Buzzword ist: Process Analytics. Unheimlich schnell eingängig. Transaktionen durchlaufen das gesamte Unternehmen. Das kriegt man in so einem Netzwerk dargestellt und unter Laborbedingungen sieht das super aus. Wenn man es in Wirklichkeit macht, ist es wie so ein Teller mit Spaghetti drauf. Das muss man erst mal alles auseinander bekommen wieder. Ja, und so entwickeln sich die Dinge. Also dieses permanente Ausprobieren, Scheitern, Versuchen, besser zu werden, ist eigentlich das, was unsere Arbeit ausmacht.
Interviewerin: Ich gehe mal davon aus, dass dich dein Studium darauf nicht so wirklich vorbereitet hat, oder? Auch insbesondere auf deine Rolle als Audit Transformation Leader. Wie kannst du dich denn überhaupt in all diesen Sachen weiterbilden? Ich nenne es mal Zukunftsaudit.
Andreas: Das gibt es nicht, das steht nicht auf dem Lehrplan. Das ist intrinsische Motivation, würde ich mal sagen. Also das hat man in sich selbst, wenn man zu einem gewissen, naja in diesem Fall, ein bisschen technikaffin ist und ständig irgendwas Neues ausprobieren will, dann kommt das dann schon von alleine, weil man ja eigentlich nur rumschnüffelt, immer wieder mal sieht: So läuft es im Moment, das könnte man anders machen. Und das trägt einen dann natürlich durch den Tag. Also das entsteht nicht auf dem Lehrplan, aber wenn man ständig Neues lernen will, auf seine Umwelt reagieren will, offen ist für technologische Entwicklungen und so weiter, dann ist man da schon relativ nah dran an dem Thema.
Und ich bin es ja auch nicht so, wie ich mich jetzt hier gerade beschrieben habe, weil ich unbedingt Transformation Leader werden wollte, sondern das wird man dann sozusagen „by accident“.
Interviewerin: Jetzt hast du dich ja gerade sehr schön beschrieben. Du hast gesagt, dass du sehr intrinsisch motiviert bist und dass du gerne rumschnüffelst. Interessiert mich natürlich als Nächstes: Was man überhaupt für Eigenschaften braucht, wenn man denn die digitale Transformation vorantreiben will? Also vielleicht auch, wenn man bei euch bei Deloitte einsteigen will. Was für Eigenschaften sollte man dann im besten Fall mitbringen?
Andreas: Ich komme jetzt nicht mit irgendwelchen fachlichen Anforderungen. Das sind, ich will es mal so sagen, da sind so notwendige Bedingungen. Was wirklich wichtig ist, ist: Lust an komplexen Themen. Lust, wenn man Lust hat, dran zu bleiben, wenn man hinterfragt, wenn man einfache Antworten sucht, aber nicht unbedingt sofort finden will. Wenn man Affinität für Tools hat, wenn man technologische Entwicklungen mag und wenn man Lust hat, ein Unternehmen zu verstehen, wenn man Lust hat zu verstehen, wie Wirtschaft eigentlich funktioniert im Unternehmen, dann ist man schon gut unterwegs.
Und wenn man dann auch noch bereit ist – und das ist jetzt witzig – wenn man dann auch noch bereit ist oder wenn man interagiert, wenn man mag, es zu interagieren, sowohl mit Menschen beim Kunden als auch im Team, das ist extrem hilfreich, weil diese ganzen Dinge, die wir jetzt hier gerade notiert haben, man darf sich das jetzt hier nicht so vorstellen, dass man da im dunklen Kämmerlein vor sieben Monitoren sitzt, sondern da findet unfassbar viel eben halt in der Interaktion mit den Mitarbeitenden beim Mandanten dann auch statt, um sich die Dinge erklären zu lassen und so weiter. Offen für alles ist immer gut.
Interviewerin: Jetzt würde ich zum Schluss gern noch wissen wollen, was du für die Zukunft voraussagst. Also wie wird sich das Feld denn weiter wandeln?
Andreas: Ja, die Prüfung, die Zukunft der Prüfung wird inhaltlich noch stärker sich auf Risiken materieller Falschdarstellungen fokussieren, als sie es vielleicht in der Vergangenheit getan hat. Manche, die jetzt hier zuhören und schon so ein bisschen fachlichen Hintergrund haben, werden sagen: Ja, das war immer schon so. Ich sage aus der Praxis: Ja, das mag sein, aber da gibt es noch Luft nach oben. Und dann kommt eben halt dazu, ich hatte das auch eben gesagt: Wenn man in Daten ertrinkt, die der Mandant einem zur Verfügung stellt, dann wird sich die Datenanalyse als solche wandeln. Und wir werden zukünftig viel mehr KI oder ja Mustererkennung in großen Datensätzen eben halt einführen, die KI-gesteuert oder durch künstliche Intelligenz gesteuert ist. Die Prüfung als solche wird durchaus verteilter stattfinden – sowohl zeitlich als auch lokal, als auch bezogen auf die einzelnen Spezialist:innen, die arbeiten. Also die wird sich über‘s gesamte Jahr ziehen. Die Prüfung wird an mehreren Orten stattfinden, sowohl bei Mandanten, aber auch in zentralen Audit Delivery Centern, in, ich sag mal, sogenannten Centers of Expertise. Und der Prüfungsleiter oder die Prüfungsleiterin wird immer mehr zu so einer Art Dirigent, der mit sehr gutem Projektmanagement vor dem Hintergrund der Risikolage alle Spezialist:innen hier sozusagen koordiniert. Und das ist anspruchsvoll, aber eben halt effiziengetrieben.
Wir fokussieren uns auf die Risiken und versuchen, durch einen arbeitsteiligen Prozess so möglichst schnell wie möglich und eben halt mit Einsatz moderner Technologie hier ein super Produkt für die Stakeholder der Prüfung dann immer zur Verfügung zu stellen. Das ist ein Riesenthema und das macht totalen Spaß.
Interviewerin: Spannend. Ich danke dir für‘s Gespräch.
Andreas: Ja, bitteschön, überhaupt kein Problem.
Outro: You Got Mail!
Interviewerin (tippt): Lieber Andreas, danke für deine Ausführung. Ich fühle mich gut abgeholt und ich habe das Gefühl, nun genauer zu wissen, was du den ganzen Tag so machst. Witzig, dass du noch immer einen Taschenrechner nutzt, wenn auch längst nicht mehr nur den. Und spannend, wie dein Job für Transparenz sorgt und damit für Sicherheit bei Konsumierenden und Investoren und für Glaubwürdigkeit bei Unternehmen.
Vielleicht zeigst du mir mal, wie du den Bereich innovierst und mit welchen neuen Technologien du da arbeitest und wie du es immer wieder schaffst, neue Bereiche für dich zu erschließen, auch wenn du dabei manchmal scheitern musst. In diesem Sinne: Weiter so! Ich bin gespannt, was die Zukunft der Wirtschaftsprüfung noch so bringt.
Outro: Das war die erste Folge der Podcastreihe „Re: Future. Re: Economy“, produziert von Studio ZX im Auftrag von Deloitte. Ihr wollt noch mehr zum Thema Audit der Zukunft wissen? Dann hört bei der nächsten Folge wieder rein, wenn wir über das Thema Nachhaltigkeit sprechen. Unternehmen können und müssen sich nämlich auch einer Nachhaltigkeitsprüfung unterziehen. Und die ist wichtig, um Greenwashing aufzudecken und transparent zu machen, welche Dienstleistungen und Produkte wirklich nachhaltig sind.
Mehr Informationen zum Thema findet ihr unter deloitte.de und alle Folgen von „Re: Future. Re: Economy“ gibt es auf Podigee, Spotify, Apple Podcasts und überall, wo es Podcasts gibt. Tschüss, bis zur nächsten Folge!
Echte Nachhaltigkeit oder doch nur Greenwashing? Sebastian, Partner im Bereich Audit & Assurance, erklärt, wie er und sein Team prüfen, ob Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsziele tatsächlich einhalten und für wen die Ergebnisse seiner Arbeit entscheidend sind. Jetzt reinhören!
Re:Future. Re:Economy – Kann Wirtschaftsprüfung die Welt nachhaltiger machen?
Intro: You Got Mail! An: Sebastian Dingel, Partner Audit & Assurance, Deloitte. Betreff: Kann Wirtschaftsprüfung die Welt nachhaltiger machen? Person (tippt): Lieber Sebastian, jetzt mal ehrlich: Was hat es eigentlich mit dieser Nachhaltigkeitsprüfung auf sich? Müssen das jetzt alle Unternehmen durchlaufen? Auch der Mittelstand? Ich verstehe nicht so richtig, was genau das gefordert wird und von wem. Klar, Nachhaltigkeit ist wichtig und wer sich nach außen mit nachhaltigem Wirtschaften rühmt, sollte das auch ernst meinen und wirklich umsetzen. Nur, welche Rolle spielt ihr dabei? Was sind genau eure Aufgaben? Und was macht ihr, wenn ihr feststellt, dass ein Unternehmen Nachhaltigkeit doch nur als Marketingstrategie nutzt? Gibt es dann überhaupt konkrete Konsequenzen? Vielleicht kannst du das alles für mich zu einem großen Ganzen zusammenführen.
Interviewerin: Ja Mensch, lieber Sebastian, das war aber ne ganz schön intensive E-Mail, die du da bekommen hast. Bekommst du denn auch sonst viel hate dafür, dass Unternehmen sich jetzt so einer Nachhaltigkeitsprüfung unterziehen sollen? Oder sind solche Mails, solche kritischen Mails die Einzelfälle?
Sebastian: Naja, ich fand die E-Mail jetzt ehrlich gesagt gar nicht so schlimm, denn wir wissen ja da draußen herrscht gerade unheimlich viel Verwirrung. Da ist unheimlich viel Bewegung auch drin, was die EU-Kommission sich ausdenkt an regulatorischen Anforderungen. Das heißt, wir haben ganz viele Unternehmen, die einfach ein bisschen verunsichert sind, auf der Reise sin. Natürlich wollen die wissen, wohin der Weg denn gehen soll, was da passieren soll und brauchen einfach Hilfe. Das finde ich aber auch super spannend, gerade in all dem, was wir tun, weil die Welt ändert sich einfach, wir sehen jetzt halt einfach, dass es nicht mehr so ist wie früher, in einer einfachen Finanzberichterstattung, in einem puren Kapitalismus, sondern jetzt kommen tatsächlich die ganzen Erkenntnisse zu tragen, dass wir wissen, wir müssen etwas ganzheitlicher mit dem umgehen, was wir an Ressourcen haben, wie wir mit Menschen umgehen, wie wir mit der Umwelt umgehen und das wirft natürlich viele Fragen auf.
Interviewerin: Wie reagieren denn Unternehmen? Oder ich sag mal deine Kunden gewöhnlich auf diese neue Nachhaltigkeitsprüfung?
Sebastian: Naja erstmal ist ja nicht die Nachhaltigkeitsprüfung per se im Fokus, sondern erstmal ist ja im Fokus, dass die Regulatorik die Unternehmen dazu verpflichtet, selber berichten zu müssen. Warum sollen die Unternehmen berichten? Das hat sicherlich zwei Gründe. Der eine Grund ist die ganze Transformation, die ich gerade schon angesprochen habe. Unternehmen können halt nicht mehr so agieren, wie sie noch vor 20, 30 Jahren agiert haben. Unternehmen müssen auch ganz sicher weg von einem medienwirksamen Nachhaltigkeitsberichten und hin zu wirklich Nachdenken, was ist denn für mich relevant und wie gehe ich damit um? Das das ist eine Hauptfrage. Die andere Frage ist: Warum berichten? Na ja, das geht ja auch dann immer auf denjenigen, der einen solchen Bericht bekommen kann - will heißen: Investoren. Als Investor will ich schon wissen, welche Risiken schlummern denn in einem Unternehmen, in dem, was das Unternehmen heutzutage tut, um letzten Endes daraus auch ableiten zu können: Wie bewerte ich das Unternehmen? Finde ich das jetzt gerade kaufenswert oder nicht kaufenswert? Ähnlich gilt es für alle anderen Stakeholder ja genauso. Auch als Mitarbeiter oder Mitarbeiterin möchte ich wissen: Ist das ein Unternehmen, das jetzt vielleicht gerade in der Automobilbranche unterwegs ist, aber nichts von E-Autos hält? Möchte ich da als junger Mensch gerade einsteigen? Oder glaube ich, dass das Unternehmen dann vielleicht doch eher eingeschränkte Zukunftschancen hat. Das ist erstmal der Startpunkt. Und dann geht es ja darum, zu prüfen – hast du richtig gesagt – und Prüfen ist ein ganz altbekanntes Instrument, um einfach die Glaubwürdigkeit zwischen zwei Parteien, also einer erstellt einen Bericht, ein anderer bekommt den Bericht und die Glaubwürdigkeit zwischen den beiden Parteien dadurch zu erhöhen, dass ein wirklich unabhängiger Dritter da reingeht und sich das Ganze anschaut und sagt: Ja, das, was hier berichtet wird, passt. Ja, das ist einigermaßen grün oder auch nicht grün. Die Risiken sind richtig abgebildet, und deswegen prüfen wir. Und das ist eine ganz spannende Aufgabe.
Interviewerin: Was sind denn so die Hintergründe dafür, dass diese Prüfung überhaupt jetzt durchgeführt wird?
Sebastian: Die Prüfung wurde schon in der Vergangenheit durchgeführt – in der Vergangenheit eher freiwillig getriggert. Das heißt, wir mussten nicht unbedingt beauftragt werden, durch einen Aufsichtsrat oder durch einen Vorstand da bitte reinzuschauen. Jetzt neu mit der Corporate Sustainability Reporting Directive – also genau das, was ich vorhin erwähnt habe, was halt auf EU-Ebene passiert und sehr viel Druck reinbringt – da kommt ein Prüfungszwang rein. Das heißt, Unternehmen werden verpflichtet, auch mit der nationalen Umsetzung danach in deutsches Recht, was noch passieren muss, die werden dann verpflichtet, also wirklich diese Angaben prüfen zu lassen und genau diese Kettenreaktion im Gesamtmarkt stabilisieren zu können, abbilden zu können, Vertrauen zu schaffen. Man muss ja auch sehen: Anders als früher in der reinen Finanzberichterstattung habe ich im Bereich Nachhaltigkeitsberichterstattung ganz viele Ketteneffekte. Also es geht ja beispielsweise darum, wenn ich jetzt Automobilhersteller bin – um das Beispiel wieder zu nehmen – es geht ja nicht nur darum, was macht er selber, sondern es geht ja auch darum: Woher bezieht er denn zum Beispiel seine Teile? Welche Reifen werden da verbaut und so weiter, damit nachher das Gesamtprodukt irgendwo einen Beitrag leistet oder nicht? Und dafür kann natürlich nicht nur der OEM, also der Automobilhersteller, irgendwas beitragen, sondern er muss dann auch schauen: Hey, was machen denn meine ganzen Automobilzuliefererunternehmen? Und diese Ketteneffekte sind unheimlich wichtig in der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Deswegen wird das Thema auch meistens sehr komplex.
Interviewerin: Kann ein Unternehmen denn auch einen Vorteil aus so einer Prüfung ziehen? Also du hast vorhin schon davon gesprochen, dass es die Glaubwürdigkeit erhöhen kann, aber welchen Mehrwert kann so eine Prüfung für ein Unternehmen noch haben?
Sebastian: Ich würde erstmal nochmal sagen: Was hat das denn für einen Vorteil, sich überhaupt als Unternehmen damit sinnvoll auseinanderzusetzen? Es geht ganz viel um das Thema Zukunftsfähigkeit, also die Werte, die ich heutzutage habe als Unternehmen, und da reden wir ja wirklich von Millionen und Milliarden Euro, die ich schützen möchte, die möchte ich natürlich dann auch in die Zukunft tragen. Das ist das Gleiche für ein eigentümergeführtes großes Familienunternehmen, das vielleicht mehrere hundert Millionen Euro Umsatz hat, wie für einen börsennotierten Konzern. Es geht darum, erstmal diesen Unternehmenswert wirklich zu schützen. Und wenn ich dann natürlich in der Prüfung bin, dann habe ich mehrere Vorteile. Der eine Vorteil ist Vertrauen nach außen. Also, will heißen: Diesen Prüfungswert kann ich dann nach außen weitergeben und sagen: Guck mal hier, der Prüfer hat draufgeguckt, das stimmt. Das ist das eine. Das andere ist aber auch: Auch ich als Unternehmen oder beispielsweise Aufsichtsrat hab ja selber gesetzliche Verantwortung hier, mich davon zu überzeugen, dass das, was ich nach außen publiziere, auch irgendwo richtig ist und kann mich ja dieser Verantwortung nicht einfach entledigen, indem ich sage: Ja gut, ich hab mal grob geschaut, ich glaub schon, das, was wir sagen. Das heißt, die Prüfung hilft irgendwo, ein Reputationsrisiko zu adressieren. Das ist das eine.
Das nächste ist – und ich glaube, das ist wirklich der Mehrwert von Prüfungen ganz allgemein – eine Prüfung ist halt ein Zusammenarbeiten mit jemandem, der ganz viele Insights bekommt in mein Unternehmen, während er gleichzeitig aber unabhängig ist. Man macht da immer gerne dieses Schlagwort des „Trusted Advisors“. Das ist zwar ein bisschen ausgelutscht, aber ich glaube da wirklich dran. Wenn ich einen habe – wie im privaten Leben auch – wo ich sagen kann: Komm, hier, der ist nicht direkt involviert, das ist mein vertrauensvoller Großonkel, mit dem kann ich mit jedem Problem, mit jeder Frage kann ich da hinlaufen und fragen: Sag mal, was hältst du denn davon? Dann gibt er mir meistens noch mal eine komplett andere Perspektive, etwas, woran ich vielleicht nicht gedacht habe, was auch mein direktes Umfeld mir nicht spiegelt. Und genau so funktioniert das in der Prüfung ja auch. Der Prüfer oder die Prüferin weiß relativ klar aus seiner Distanz heraus, die er oder sie aus Unabhängigkeitsgründen ja haben möchte, was müsste da eigentlich sein? Er oder sie orientiert sich auch sehr hart, nicht an seinem oder ihrem Bauchgefühl, sondern an Standards, an Vorgaben, an Grundsätzen. Und damit bildet er oder sie natürlich ein Feedbackpotenzial ab, das kann eigentlich sonst keiner bieten. Ja, und das hilft.
Interviewerin: Jetzt interessiert mich: Wie läuft so eine Prüfung ganz konkret ab? Kannst du mal ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern?
Sebastian: Ja, ganz konkret geht eine Nachhaltigkeitsprüfung immer mit dem Thema Wesentlichkeitsanalyse los. Warum Wesentlichkeitsanalyse? Na ja, in der Finanzberichterstattung ist das total einfach. Du hast eine Bilanz, du hast eine GuV, die ist per Definition erstmal ein in sich geschlossenes System. Bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung ist es ja für ein Unternehmen unheimlich wichtig, erstmal zu bestimmen: Was sind denn eigentlich die wichtigen Themen?
Ein Beispiel aus der Praxis: Wir waren mal bei einer Bank unterwegs und haben gefragt: Was sind eure wichtigen Themen? Und dann kamen die mit der Antwort: Na ja, Mülltrennung finden wir sehr, sehr wichtig. Das fanden wir erstmal verwunderlich, weil für eine Bank Mülltrennung? Na ja, ist vielleicht jetzt nicht der größte Treiber von Impact und Verbesserung von Klimazielen oder sonst irgendwas. Und haben nach den Konzepten gefragt und – oh Wunder – natürlich gab es dazu keine Konzepte oder sonst irgendwas. Die Frage, die wir dann aber gestellt haben, hat halt einfach selber bei der Bank dazu geführt, dass sie reflektiert haben: Vielleicht ist das Thema doch nicht so wichtig. Also Wesentlichkeitsanalyse steht ganz am Anfang. Damit müssen wir starten, um zu sagen: Okay, habt ihr denn wirklich die wichtigen Themen für euch identifiziert, die ihr auch nach draußen kommunizieren müsst? Und dann, wenn das mal abgeschlossen ist, wissen wir natürlich: Okay, das sind die wichtigen Themen. Und dann machen wir weiter. Weitermachen heißt dann in dem Sinne erstmal wirklich zu verstehen: Okay, wir reden über CO2-Zahlen, beispielsweise. Wie geht ihr denn im Unternehmen damit um? Wie brecht ihr das denn runter in Themen, die vielleicht in der Lieferkette liegen, in Themen, die ihr direkt selber steuern könnt? Ob das Energieverbrauch ist – habt ihr Grünstrom oder habt ihr vielleicht auch einfach einen ganz normalen Strommix aus dem nationalen Netz? Habt ihr eine eigene Fahrzeugflotte und so weiter?
Das bricht sich also in ganz, ganz viele einzelne Fragestellungen runter. Und dann gehen wir natürlich rein in das Verständnis von: Wie baut ihr denn eure Prozesse auf? Wie baut ihr sowas wie interne Kontrollsysteme auf, um einfach wirklich eurerseits selber als Unternehmen sicherzustellen, dass die Qualität auf dem richtigen Niveau ist? Und das kann natürlich dann sehr weltumspannend werden, wenn wir bei großen DAX-Konzernen unterwegs sind, die nicht nur in Deutschland oder nicht nur in Europa operieren, sondern über die ganze Welt verstreut. Da reden wir dann schon von sehr komplexen, mehrstufigen Prozessen, was andererseits aber auch super spannend ist.
Interviewerin: Jetzt gehen wir mal davon aus, du führst so eine Nachhaltigkeitsprüfung durch und du findest raus: Ein Unternehmen gibt sich, sag ich mal, nach außen hin oder euch gegenüber nachhaltiger, als es eigentlich ist. Welche Handlungsmöglichkeiten habt ihr dann?
Sebastian: Na ja, zum einen – ich meine, das ist das bekannte Thema Greenwashing. Zum einen, wenn wir über Greenwashing reden, ist ja immer die Frage: Was heißt das? Für uns ist Greenwashing als Prüfer und Prüferinnen relativ klar definiert, weil wir haben ja diese ganzen Nachhaltigkeitsrahmenwerke, die sehr klar definieren, was ist denn wo in welchem Bereich wie zu messen und so weiter. Was wir prüfen, ist erstmal nur das, was das Unternehmen über sich selbst sagt, also das, was das Unternehmen ausdrückt über: Was sind meine Ziele? Und wie mache ich einen Fortschritt sichtbar zu diesen Zielen hin? Das prüfen wir.
Und wenn wir dann feststellen, ein Unternehmen hat aber tatsächlich gar keine Nachweise dafür, beispielsweise, dass hier in der und der Menge Grünstrom eingesetzt wird oder sonst irgendwas, dann stellen wir tatsächliche Fehler fest. Und dann gibt es mehrere Möglichkeiten: Entweder diskutieren wir mit dem Unternehmen, wie die Berichterstattung angepasst werden kann, also dass Fehler dann halt wieder korrigiert werden. Oder wir müssen am Ende des Tages tatsächlich hingehen und unsererseits sagen: Nein, dieser Nachhaltigkeitsbericht ist nicht frei von wesentlichen Fehlern. Und dann spricht man davon, dass man den einschränkt, wenn es nur bestimmte Fehler in einem bestimmten Bereich sind, oder komplett versagt, wenn man sagen muss: Tut mir leid, aber hier an der Stelle können wir überhaupt keine Sicherheit geben einem externen Dritten, der das bekommt, dass diese Aussagen hier vollständig und richtig sind.
Interviewerin: Kannst du da ein Beispiel bringen?
Sebastian: Ja, Beispiele sind relativ einfach bei eher qualitativen Themen. Also, was wir beispielsweise mal hatten, war gerade in jüngster Zeit das Thema: Wie gehe ich bei Investitionsvorhaben um und berücksichtige schon gleich zum Start von so einem Investitionsvorhaben, ob ich denn Anforderungen aus der Regulatorik erfülle? Also, ob ich gleich schaue, dass ich ein möglichst grünes Bürogebäude beispielsweise baue. Und was wir da tatsächlich mal diskutiert hatten, war, dass ein Unternehmen gerne darstellen und nach außen kommunizieren wollte: Ja, wir haben bei all unseren Investitionsentscheidungen systematisch das eingeflossen. Das war tatsächlich vorgesehen, schon für das Vorwort durch den Aufsichtsrat und den Vorstand für diese Berichterstattung. Wir haben aber dann in der Prüfung festgestellt: Das ist gar nicht so. Sondern das ganze Verfahren ist zwar aufgesetzt und definiert, aber es ist im Pilotierungsstatus. Das heißt, es ist halt noch nicht so weit, wie das Unternehmen da nach außen kommunizieren wollte. Und dementsprechend haben wir uns dann mit dem Unternehmen darauf geeinigt, dass da die Formulierung halt entsprechend relativiert werden muss und geradegerückt werden muss.
Das ist ein Beispiel. Ein anderes Beispiel, was auch immer super gerne genommen wird, ist: Ein Unternehmen sagt: Wir stellen unsere komplette Fahrzeugflotte um auf E-Autos. Wenn wir da natürlich in der Praxis sehen: Na ja, E-Autos – wie viele E-Autos habt ihr denn dieses Jahr angeschafft? Und wir kommen auf 6, 7 Autos. Da muss man natürlich auch hier wieder in die Formulierung eingreifen, weil ich kann nicht so umfangreich Ziele kommunizieren und sagen: Ich mache wesentliche Schritte, wenn die Schritte tatsächlich doch im Verhältnis relativ klein sind.
Das sind so typische Beispiele. Man merkt an den Beispielen aber auch, dass das eine Eigenart der Prüfung ist oder eher ein Benefit der Prüfung. Eine Prüfung ist nicht an einem Tag getan und dann abgeschlossen und dann geht man wieder raus, sondern es ist schon ein Prozess, der etwas länger dauert. Und natürlich redet man konstant mit dem Unternehmen und sagt: Sorry, das haben wir jetzt gefunden, das muss korrigiert werden. Hier sehen wir Schwächen, und die führen immer wieder dazu, dass man konstruktiv darüber redet. Und meistens am Ende dahin kommt, dass man etwas gefunden hat, wo der Prüfer oder die Prüferin dann auch sagen kann: Ja, das ist jetzt angemessen, vollständig, richtig.
Interviewerin: Mhm. Und kannst du denn da auch ganz konkrete Handlungsempfehlungen geben? Für mehr Nachhaltigkeit? Also hast du da auch Spielraum, die Unternehmen so ein bisschen dahin zu pushen, noch mehr zu machen?
Sebastian: Natürlich sind wir da limitiert, weil ich ja nicht derjenige bin, der beurteilen soll oder muss, ob ein Unternehmen hinreichend grün ist oder ambitioniert ist. Also ich muss an der Stelle reflektieren: Ich sage nicht, ob die Ziele anspruchsvoll genug sind, die sich das Unternehmen selber setzt. Ob Klimaneutralität bis 2030 ein gutes Ziel ist oder ob es reicht, die Treibhausgase um 30 % zu reduzieren – das ist nicht meine Aufgabe. Aber es gibt ja einen anderen, der das viel besser beurteilen kann, und das sind ja nachher hinten heraus die Berichtsempfänger. Will heißen: Wenn ich als Berichtsempfänger zwei, drei Unternehmen nebeneinanderlege und sagen möchte: Ich möchte jetzt vergleichen. Dann kann ich ja da ein Benchmarking machen.
Ich gebe aber natürlich sehr spezifisches Feedback dazu, wie ich insgesamt im Rahmen der Prüfung die Lage des Unternehmens gesehen habe. Das heißt, ich rede schon mit den Leuten zum Schluss und stelle fest: Hier hat der Prozess geklappt, hier hat der Prozess nicht geklappt. Hier funktioniert das System gut, hier funktioniert das System noch nicht gut. Hier ist die Genauigkeit der Daten ausreichend, hier sind noch sehr umfangreiche Schätzverfahren mit Unsicherheiten und so weiter und so weiter. All diese Details gebe ich natürlich schon mit, und das sind dann in Schlussbesprechungen auch gerne mal 100-200 Seiten, wenn man all diese Einzelfaktoren in komplexen Prozessen dann mal reflektieren will. Das sind Sachen, die diskutieren wir mit den Unternehmen und helfen natürlich am Ende des Tages schon, um dieses Ziel, was den Prüfer oder die Prüferin und das Unternehmen letzten Endes anbelangt – Transparenz und Verlässlichkeit – diese beiden Themen kontinuierlich weiterzuentwickeln und letzten Endes zu erhöhen.
Interviewerin: Jetzt hast du gerade am Anfang der Antwort gesagt: Das ist nicht meine Rolle. Jetzt will ich gern noch mal nachhaken: Was ist denn deine Rolle? Also wie verstehst du denn deine Rolle jetzt im Hinblick auf die Nachhaltigkeit? Vor allem: Meinst du, du kannst als Prüfer ja so ein Motivator für Unternehmen auch sein, sich nachhaltiger zu geben? Oder sind das doch eher, wie du gerade gesagt hast, eher die Berichtsempfänger am Ende? Also wo ordnest du dich selber ein?
Sebastian: Ich ziehe ganz viel Motivation daraus, dass ich dieses Transparenzthema und Verlässlichkeitsthema nehme. Also das kennen wir wahrscheinlich alle aus dem tagtäglichen Leben: Wenn wir im Supermarkt irgendwo rumlaufen und uns fragen: Was ist jetzt hier wieder für ein ökologisches Siegel drauf? Kann ich mich darauf verlassen oder nicht? Was heißt das eigentlich? Und genau das ist eigentlich die Rolle, die wir einnehmen. Wir sind nicht diejenigen, die die Siegel definieren oder sonst irgendwas, aber wir dürfen die Siegel vergeben. Und als Prüfer und Prüferinnen sind wir stark überwacht. Wir sind als Prüfer und Prüferinnen stark reguliert und wissen sehr stringent, was wir da eigentlich tun. Also wir haben schon Ahnung von dem, was wir machen. Und wie wir es machen, ist auch nicht so ganz ohne. Und das ist natürlich etwas, was am Markt unheimlich wichtig ist oder für jeden von uns unheimlich wichtig ist, irgendwo mal zu sagen, in die Richtung zu schauen: Das ist derjenige, der erst mal sagen kann: Das ist jetzt richtig, was da steht, oder nicht richtig, was da steht.
Und ja, das ist nur eine Zwischenmannrolle oder eine Zwischenhändlerrolle, wenn man so möchte. Aber die Rolle ist unheimlich wichtig, weil wir haben ja so viel Unsicherheit da draußen. Wenn man nur reflektiert, wie viel Greenwashing-Diskussionen wir immer wieder haben, wo ganz viel auch ein blame game irgendwo stattfindet. Und dieser Unsicherheit, der muss man ja irgendwo mal begegnen. Und ich glaube, da sind wir diejenigen, wir begegnen dem und versuchen, mal ein bisschen Struktur in das ganze Chaos zu schaffen. Das sind wir.
Interviewerin: Jetzt hast du ja durch deine Arbeit sehr viele Einblicke in ganz unterschiedliche Unternehmen. Was würdest du denn sagen, was sind wirklich Incentives oder Regularien, die helfen, um unsere Wirtschaftsunternehmen nachhaltiger zu machen, beziehungsweise, die wirklich zu nachhaltigerem Handeln zu motivieren?
Sebastian: Das eine ist natürlich die Regulatorik, ja. Also wer am Markt operieren will, der muss schlichtweg natürlich compliant sein – mit Gesetzen, Vorschriften und so weiter. Das ist aber, glaube ich, nur so ein Startpunkt. Der bringt dich nicht bis über die Ziellinie.
Das Nächste, was natürlich reinkommt, ist eine strategische Reflexion. Will heißen: Wenn mal jemand auf Vorstand- und Aufsichtsratsebene wirklich verstanden hat: Ja, ich muss was tun und ich merke auch, dass meine Kunden danach fragen. Ich merke, wie meine Lieferanten sich danach ausrichten. Und ich weiß, ich muss daran denken, wie ich in fünf bis zehn Jahren sein möchte. Dann bildet die Strategie da schon einen sehr wichtigen und wesentlichen Rahmen, in dem man agieren muss. Dann kommt es aber natürlich im Wesentlichsten eigentlich darauf an: Wie kriege ich die Strategie denn umgesetzt? Und ganz ehrlich: Das hängt an Incentivierungen. Will heißen: An Boni für Management, Topmanagement, Mittelmanagement. Erst wenn da das Ziel klar verankert ist und klar gesagt wird: Okay, wir wollen in diese Richtung marschieren und du kriegst einen Bonusanteil, der genau davon abhängt, ob du das Ziel erreichst oder nicht. Erst dann siehst du wirklich, wie sich Unternehmen – wie so große Schiffe, wie so große Tanker – anfangen zu drehen und in eine andere Richtung zu schwimmen oder zu fahren.
Interviewerin: Ich danke dir sehr für‘s Gespräch. Vielen Dank.
Sebastian: Vielen Dank!
Person (tippt): Lieber Sebastian, vielen Dank für deine Ausführungen. Ich hab verstanden, dass es bei der Prüfung um Glaubwürdigkeit geht und dass ich und mein Unternehmen davon auch profitieren können. Insbesondere dann, wenn ich Nachhaltigkeit als langfristiges Ziel gesetzt habe. Ich verstehe auch, dass Unternehmen mit diesem Siegel, wie du es nennst, ihre Reputation ganz schön aufbügeln können. Das hilft, auch gegen den Greenwashing-Vorwurf. Danke! Lass uns gern bei einem Kaffee mal länger dazu sprechen. Ich finde es jetzt echt spannend, was du so den ganzen Tag machst. Tschau.
Interviewerin: Das war die zweite Folge der Podcastreihe „Re: Future. Re: Economy“, produziert von Studio ZX im Auftrag von Deloitte. Ihr wollt noch mehr zum Thema „Audit der Zukunft“ wissen? Dann hört euch auch die nächste Folge an, wenn es um das Thema Entwicklungen geht. Dann wollen wir wissen, wie sich der Beruf von Wirtschaftsprüfenden in den letzten Jahren gewandelt hat.
Alle Folgen der Reihe „Re: Future. Re: Economy“ gibt es auch auf Podigee, Spotify, Apple Podcasts und überall, wo es Podcasts gibt.
Neugierig geworden? Deloitte bietet im Business Audit & Assurance fortlaufend unterschiedlichste Einstiegsmöglichkeiten in ganz Deutschland. Das reicht von dualen Studiengängen über Praktika bis hin zum Festeinstieg für Absolvent:innen und Expert:innen, die sich verändern möchten. Schaut doch einfach mal vorbei auf job.deloitte.com.
Ausbildung oder Studium und dann für immer ausgelernt? So sieht unsere Arbeitsrealität in den seltensten Fällen aus – schon gar nicht in der Wirtschaftsprüfung. Welche unterschiedlichen Wege zur begehrten Berufsbezeichnung „Wirtschaftsprüfer:in“ führen, erzählen Michael, Partner, und Lisa, Duale Studentin in der dritten Folge unseres Podcasts Re:Future, Re:Economy.
Re:Future. Re:Economy - Ein (Berufs-) Leben lang lernen
Intro: You got Mail! An: Michael Mehren, Partner Audit and Assurance und Lisa Weber, Young Professional Betreff: Meine Entwicklungschancen in der Wirtschaftsprüfung
Intro (Person tippt): Liebe Lisa, lieber Michael,in unserer Branche müssen wir immer auf dem neuesten Stand sein. Es geht dabei nicht nur darum, Neues zu lernen, sondern man muss auch zuvor herausfinden, was es überhaupt Neues gibt - und das ist eine ganze und großartige Menge. Mich reizt das sehr, stellt mich aber auch vor Herausforderungen.Also: Wo anfangen? Neben dem „Was?“ interessiert mich natürlich auch das „Wie?“, denn im Hinblick auf das Wirtschaftsprüferexamen führt mittlerweile mehr als nur ein Weg nach Rom.Welchen Weg habt ihr zwei ganz konkret für euch gewählt? Wie schafft ihr es mit der Veränderung Schritt zu halten und wie bekommt ihr zwischen Kundenterminen und Calls die Weiterbildung in euren Alltag integriert? Vielleicht habt ihr ein paar Antworten für mich und besonders gerne eine ganze Menge an Tipps.
Interviewer:in: Hallo Lisa, hallo Michael, schön, dass ihr da seid. Ich freue mich, mit euch zu sprechen. Kommen wir gleich zum Punkt: Michael, ich weiß, dass du bei Deloitte bereits Partner bist. Und ich glaube, dass dein Berufseinstieg damit sicher schon eine ganze Weile her ist. Kannst du dich noch einmal zurückbesinnen? Was hat dich damals bewogen, eine Karriere in der Wirtschaftsprüfung zu starten?
Michael: Das ist richtig. Mein Berufseinstieg ist tatsächlich schon eine Weile her. Ich habe ganz klassisch begonnen: Ich habe ein wirtschaftswissenschaftliches Studium an der Goethe-Universität in Frankfurt gemacht und dann dort meinen Diplomkaufmann gemacht und bin dann eher zufällig über eine Veranstaltung an der Uni, in Kooperation mit Deloitte, auf die Wirtschaftsprüfung aufmerksam geworden. Aufgrund dieser Veranstaltung habe ich mich dann entschlossen, ein entsprechendes Praktikum zu absolvieren. Während des Praktikums habe ich gemerkt, dass mich die Tätigkeit inhaltlich extrem interessiert hat. Besonders das Team und das gesamte Umfeld haben mir so gut gefallen, dass ich mich letztlich für den Berufseinstieg in der Wirtschaftsprüfung entschieden habe.
Interviewer:in: Und wie ging es dann weiter? Wie bist du konkret Wirtschaftsprüfer (WP) geworden?
Michael: Üblicherweise überlegt man sich nach etwa zwei Jahren im Job, wie es karrieretechnisch weitergehen soll. Früher war es üblich, zuerst das Steuerberaterexamen anzustreben und danach das Wirtschaftsprüferexamen. Ich hatte damals das Glück, dass gerade diese 8a Studiengänge aufkamen. Das sind Studiengänge, die berufsbegleitend durchgeführt werden. Ich selbst habe dann einen an der Mannheim Business School gemacht. Während des Semesters wurde ich freigestellt, sodass ich mich insbesondere in den Sommermonaten auf das Studium konzentrieren konnte. Im Winter habe ich regulär in der sogenannten „busy season“, also in der Zeit, in der der Großteil der Jahres- und Konzernabschlüsse geprüft werden muss, in der Wirtschaftsprüfung gearbeitet. Die Vorteile dieser Konstellation und des berufsbegleitenden Studiums sind meiner Meinung nach, dass man Theorie und Praxis gut kombinieren kann, zielgerichtet auf das Examen vorbereitet wird und für das Examen gewisse Klausuren anerkannt werden. Nach dem Studium habe ich das Examen geschrieben und glücklicherweise auch bestanden und bin anschließend für anderthalb Jahre in die USA gegangen, um internationale Erfahrungen zu sammeln. Das war für mich persönlich eine großartige Erfahrung, die ich jedem empfehlen kann. Das ist eben auch einer der Vorteile in einer großen Professional Service Firma wie Deloitte, da das durch das internationale Netzwerk relativ einfach möglich ist. Man bekommt Unterstützung beim Visum und bei Themen, wie der Steuererklärung.Lisa, bei dir war das mit dem Auslandsaufenthalt etwas schwieriger, oder?
Lisa: Genau. Hallo auch von meiner Seite! Ich bin Lisa, duale Studentin bei Deloitte. Mein Weg zur Wirtschaftsprüfung war etwas anders. Ich bin zwar die duale Studentin und studiere gemeinsam mit Deloitte Wirtschaftsprüfung, aber bis ich hier hingekommen bin, war mein Weg auch nochmal ein anderer. Ich bin gelernte Industriekauffrau und habe meine Ausbildung letztes Jahr abgeschlossen und war davor, wie Michael schon gesagt hat, auch ein Jahr nach meinem Abitur im Ausland und musste das Ganze selbstständig organisieren. Leider hatte ich keine Unterstützung bei der Steuererklärung. Wenn man schon in Deutschland eine Steuererklärung machen muss, kann man sich vorstellen, wie anstrengend das auf Englisch sein kann. Daher ist es definitiv ein Vorteil, wenn man über den Arbeitgeber Unterstützung bekommt. Seitdem bin ich bei Deloitte und studiere mit ihnen zusammen an der DHBW Villingen-Schwenningen Wirtschaftsprüfung.Interviewer:in: Jetzt würde mich nochmal interessieren: Wie bist du denn genau auf Deloitte gekommen?
Lisa: Ich habe vorher die Ausbildung zur Industriekauffrau gemacht und hatte in meinem vorigen Job viel mit Rechnungslegung, Prozessanalysen und Dokumentationen zu tun. Das hat mir super viel Spaß gemacht. Auch in der Berufsschule hatte ich viel mit Themen wie Rechnungswesen und Buchführung zu tun, was mir ebenfalls viel Spaß bereitet hat. So habe ich mir die Frage gestellt: Was kann ich später machen, wo diese Fähigkeiten gefragt sind? Über verschiedene Kanäle bin ich auf das duale Studium von Deloitte gestoßen. Ich habe mir dann einfach gesagt, „komm, probiere es einfach mal“ und mich einfach beworben und ein Jahr später sitze ich hier und rede über meinen Werdegang. Es ist super schön zu sehen, wie das alles abläuft.
Interviewer:in: Wie sieht denn ganz konkret dein Alltag im dualen Studium aus?
Lisa: In der Uni-Phase habe ich Vorlesungen zu verschiedenen Themen, beispielsweise Prüfungshandlungen in der Wirtschaftsprüfung. Im Januar starte ich in der sogenannten „busy season“ in den Teams und unterstütze sie. Ich werde dort auch als vollwertiges Mitglied angesehen. Das bedeutet, du startest in der „busy season“ in deinem eigenen Prüfungsteam und bist auf verschiedenen Mandaten – bei uns nennt man das „gestafft“. Du hast eigene Prüfungsgebiete. Das sind verschiedene Bilanzposten, die überprüft werden müssen. Hier ist es dann so, dass du beispielsweise die Position Personalaufwand überprüfst. So kriegst du halt in kürzester Zeit durch verschiedene Mandate einen super vielseitigen Einblick in die verschiedensten Unternehmen und Branchen. Das ist halt schon sehr einzigartig und lässt so eine häufig als sehr trocken angesehene Branche, wie die Wirtschaftsprüfung doch sehr lebendig und vielseitig wirken.Interviewer:in: Jetzt hast du ja schon einige Vorteile angesprochen, die so ein duales Studium mit sich bringen kann, also die Vereinigung von Theorie und Praxis ist ja total evident. Was gefällt dir denn noch an dieser Art zu studieren und zu arbeiten?
Lisa: Also in erster Linie muss man natürlich sagen, dass man auch finanziell beispielsweise von Deloitte unterstützt wird, das heißt, ich sitze in der Uni und kriege trotzdem mein Ausbildungs- oder Studiengehalt jeden Monat überwiesen und bin auch mit einer entsprechenden Technik ausgestattet. Das heißt, ich habe einen Laptop von Deloitte bekommen, ich habe ein Firmenhandy von Deloitte bekommen und da wird man halt schon sehr, sag ich jetzt mal „ausgestattet“ und hat auch so, wenn man beispielsweise eine Projektarbeit oder eine Hausarbeit schreiben muss, natürlich auf unterschiedlichste Datenbanken großen Zugriff. Aber ich glaub der größte Vorteil, den wir im dualen Studium haben, ist, dass fast alle unsere Dozenten und Dozentinnen noch aktive Wirtschaftsprüfer:innen und auch Steuerberater:innen sind. Das heißt, wir haben Themen, die brandaktuell in der Wirtschaftsprüfung sind und die werden direkt bei uns in den Vorlesungen diskutiert. Wir haben nicht wie dieses typische sag jetzt mal „Universität meme“ Professor:innen da vorne stehen, die ein bisschen älter sind und über ERP-Systeme reden, die 1980 eingeführt worden sind, sondern bei uns ist das dann schon sehr nah am Zeitgeist. Das macht das natürlich a) viel, viel spannender und wir sind so auch perfekt, dann auf unsere nächste busy season vorbereitet, weil unsere Dozenten und Dozentinnen natürlich auch mit den Unternehmen im ständigen Austausch stehen und fragen: „Okay, worauf sollten wir in den kommenden Semestern eingehen?“Wir haben auch eine Meinung, die wir offenlegen dürfen quasi und da sind wir im ständigen Austausch mit ihnen und das macht halt super viel Spaß.
Interviewer:in: Jetzt hast du ja eben schon angesprochen, Lisa, dass die Branche immer auf dem neuesten Stand sein muss, also es geht nicht nur darum, sich sozusagen einmal grundausbilden zu lassen, wie du das gerade machst, sondern ich denke mal auch Michael und du, ihr müsst beide stetig Neues lernen und immer mehr und immer wieder auch herausfinden, was es überhaupt Neues gibt. In den anderen Folgen habe ich auch schon von der unfassbaren Geschwindigkeit gehört, mit der sich überhaupt die ganze Auditwelt wandelt. Also ich habe von Künstlicher Intelligenz gehört und von Algorithmen und von Big Data und so weiter.Also meine Frage ist: Wie geht ihr beide mit dieser Geschwindigkeit um und wie könnt ihr oder vielleicht auch du Michael, der ja schon länger dabei ist, überhaupt noch up to date bleiben?
Michael: Ja klar, also erstmal muss ich natürlich sagen, dass ich persönlich die Entwicklung allgemein als äußerst positiv empfinde, ja, weil wir durch diesen gesteigerten Einsatz auch von Tools und Technologie im Rahmen unserer Tätigkeit eben wirklich einen viel besseren Einblick auch in die Abläufe der von uns geprüften Unternehmen gewinnen und damit können wir natürlich einerseits die Qualität des Ganzen steigern, also von unserer Tätigkeit.Wir können uns aber gleichzeitig auch auf interessantere Themen fokussieren und das macht die Arbeit inhaltlich natürlich viel spannender.Ich persönlich versuche daher mit meinem Team immer bei derartigen Entwicklungen möglichst früh dabei zu sein, uns früh einzubringen, weil dann hat man eben einerseits Gelegenheit, die Themen auch noch aktiv mit zu beeinflussen und andererseits kann man das Ganze eben auch tatsächlich on the Job durchführen. Darüber hinaus ist es natürlich auch wichtig, dass man in einer derart komplexen und arbeitsteiligen Welt, wie wir sie heute haben, da geht es vielfach dann gar nicht mehr darum, alles zu wissen, sondern es geht eben wirklich darum, wie gehe ich strukturiert vor? Wie kann ich mir Informationen beschaffen? Welche Datenbanken, Lisa hatte das angesprochen, welche Guides stehen mir zur Verfügung? Und im Zweifel eben auch einfach: Wen kann ich fragen?Denn auch das ist der Vorteil von einer relativ großen Gesellschaft, dass es dort natürlich Spezialist:innen in unserem Netzwerk für im Prinzip jede Tätigkeit gibt. Man muss dann nur wissen, wen man fragen muss.
Interviewer:in: Hat sich denn insgesamt auch das Thema Weiterbildung dann geändert für dich in den letzten, ich sag mal 10, 15 Jahren? Du hast ja selber auch Personalverantwortung also ich denke, das ist ja sicher auch interessant, dann im Hinblick auf die Karriereentwicklung und Weiterbildung auch deiner Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen?
Michael: Ja auf jeden Fall! Das hat sich ganz, ganz erheblich geändert.Also wenn ich mich an meine Anfänge erinnere, dann hatten wir oft noch klassische Fach- und Frontalvorträge, da hat man sich dann oftmals berieseln lassen und im Zweifel nicht so viel mitgenommen und da muss man sagen, das hat sich grundlegend geändert, also die Fortbildung ist viel zielgerichteter und wirklich auch konkret auf die Anforderungen der jeweiligen Karrierelevel eingestellt und die Art und Weise, wie die Inhalte vermittelt werden, die ist heute eben deutlich interaktiver und auch innovativer, also das sind keine reinen Frontalvorträge mehr, sondern es sind dann eben Case Studies oder es sind interaktive Onlineschulungen oder man macht das Ganze eben direkt on the Job. Und da muss man wirklich sagen, sind große Fortschritte erzielt worden. Was die Mitarbeiterentwicklung betrifft, da muss man sagen, man merkt das mittlerweile bereits, es fängt schon an in den Bewerbungsgesprächen, zieht sich dann aber natürlich durch die komplette Entwicklung durch: Das Thema Fortbildung ist ein ganz Zentrales. Ich glaube, heute hat jeder begriffen, dass es nicht mehr ausreicht, dass man einmal ein Studium gemacht hat und dann sein ganzes Berufsleben davon zehren kann, sondern dass man eben wenn man langfristig beruflichen Erfolg haben will, sich leider oder erfreulicherweise kontinuierlich fortbilden muss und das ist eben auch das, was die Mitarbeitenden konkret einfordern und was dann die Arbeitgeber:innen auch gewährleisten müssen.Das ist bei uns relativ gut möglich, weil wir natürlich allein von Berufswegen ein sehr großes Gewicht auf das gesamte Thema Fortbildung bei uns in der Firma legen.
Interviewer:in: Lisa, du bist jetzt noch relativ frisch dabei. Was planst du denn für die kommenden Jahre jetzt, wenn wir so über Weiterbildung usw. sprechen? Wohin soll denn deine Reise gehen?
Lisa: Also natürlich jetzt erstmal ein großes Ziel von mir ist mein duales Studium abzuschließen.Ich komme jetzt ins dritte Semester, das heißt ich habe nochmal genau 3 Semester, beziehungsweise 2 Jahre vor mir und das ist jetzt erstmal das größere oder das nächstgrößere Ziel. Wie Michael schon angesprochen hat, wäre ich natürlich auch für einen längeren Auslandsaufenthalt dabei und würde mich da auch entsprechend gerne sehen, in einer europäischen Niederlassung oder auch in der Welt irgendwo mal für Deloitte zu arbeiten, was das natürlich auch super spannend macht, das Ganze. Wir haben auch während des dualen Studiums die Möglichkeit, uns über die Sommermonate über ein Praktikum entsprechend versetzen zu lassen, dass ich das eventuell mache. Ja und dann sehen wir mal, wo die Reise weiter hingeht, wie Michael ja schon gesagt hat, es gibt noch den begleitenden 8a Master oder es gibt mittlerweile auch den AuditXcellence Master, den man berufsbegleitend noch anschließen kann, aber da muss man jetzt erstmal abwarten. Erstmal muss der Bachelor mal kommen und dann sehen wir weiter.
Interviewer:in: Würdest du denn sagen, dass dein Studium schwer ist, beziehungsweise ist das denn für jeden was oder ist das eher schwer in der Vorbereitung?
Lisa: Also zu meinem Studium kann ich sagen, dass es schon anspruchsvoll ist, aber auf jeden Fall machbar. Man muss an der Stelle vielleicht auch sagen, dass das bei uns sehr getaktet ist.Das heißt, wir haben 12 Wochen insgesamt jedes Jahr Theoriephase pro Semester und in diesen 12 Wochen haben wir halt 10 Wochen Vorlesung und daran anschließend direkt 2 Wochen Klausuren. So ist das schon immer relativ kompakt, aber man muss sagen, dass die Dozent:innen das immer sehr gut erklären, sehr gut rüberbringen und dadurch, dass wir auch diese Aktualität im Studium haben und da alle Professor:innen ja auch noch aktiv sind.Also es ist auf jeden Fall machbar und sollte halt auch keinen abschrecken in irgendeiner Form.
Michael: Ja und vielleicht wenn ich dann noch an der Stelle für das Examen ergänzen darf, dann muss man glaube ich ehrlicherweise auch sagen: Einfach ist es sicherlich nicht, da muss man schon sagen, das ist inhaltlich anspruchsvoll und es sind eben auch einfach eine ganze Menge an Themen, die abgedeckt werden müssen. Was man allerdings auch sagen muss, dass in den vergangenen Jahren, und das ist ein riesen Vorteil im Vergleich zur Vergangenheit, der Zugang deutlich praktikabler gestaltet wurde.Das heißt, ich hatte ja diese Studiengänge, diese speziellen 8a Master schon erwähnt.Es gibt aber zusätzlich auch noch diese Modularisierung des WP-Examen. Das heißt, man kann das Gesamtexamen in einzelne Module aufsplitten und die eben dann auch zeitlich versetzt ablegen und kann damit natürlich das Ganze viel besser an irgendwie individuelle Lebensumstände anpassen. Das heißt, es bleibt natürlich schwer, aber der Zugang ist dadurch schon deutlich praktikabler möglich. Und am Ende des Tages lohnt es sich halt auch, weil es inhaltlich eine extrem spannende Tätigkeit ist und weil man halt auch auf dem Jobmarkt extrem gefragt ist.
Interviewer:in: Welche Eigenschaften oder welche Interessen sollte man denn am besten als Wirtschaftsprüfer oder Wirtschaftsprüferin mitbringen?
Lisa: Man sollte auf jeden Fall einfach Interesse an der Wirtschaft haben, weil man tagtäglich jobbedingt damit zu tun hat und man sollte auch, wie wir schon angesprochen haben, eventuell ehrgeizig sein. Es ist ein langer Weg, der sich aber, wie Michael auch gesagt hat, am Ende lohnt und man sollte natürlich offen sein, da man sehr viel mit den Mandanten in Kontakt steht, also kontaktfreudig sein. Das sind so die Fähigkeiten, die ich jetzt sage ich jetzt mal „auf der persönlichen Ebene“ sagen kann. Michael kann da bestimmt fachlich auch noch was zu sagen.
Michael: Ja, ich ergänze gerne so klassische Eigenschaften, die man sich so vorstellt. Das ist natürlich Integrität, Unabhängigkeit und auch eine kritische Grundhaltung, weil wir sollen die Themen ja prüfen und eben nicht rein als gegeben hinnehmen.Darüber hinaus ist sicherlich auch eine offene Art, gute Auffassungsgabe auch eine Anpassungsfähigkeit, weil der Job ist sehr abwechslungsreich, wichtig. Da ist also kein Tag wie der andere. Und für mich ein ganz zentrales Thema, ist dann aber auch noch Teamfähigkeit, Empathie und Kommunikationsfähigkeit, denn als Prüfer oder als Prüferin ist man im Regelfall im Team und in den seltensten Fällen allein unterwegs und da sind Teamfähigkeit und Kommunikationsfähigkeit natürlich essentielle Voraussetzungen und man hat ja auch auf der Seite des Mandanten oder des Kunden mit unterschiedlichen Charakteren zu tun und auch mit denen muss man dann natürlich entsprechend professionell umgehen können und deshalb sind das für mich auch sehr essenzielle Fähigkeiten.
Interviewer:in: Ja, jetzt habt ihr mir alle möglichen Eigenschaften genannt, die man mitbringen sollte. Ich habe auch ganz aufmerksam zugehört und das natürlich auch an mir, an meinen Fähigkeiten und meiner Persönlichkeit abgeglichen. Einiges stimmt, anderes jetzt nicht so unbedingt, aber trotzdem würde mich echt erstmal interessieren: Könnte ich denn jetzt überhaupt noch Wirtschaftsprüferin werden? Also ist denn in meinem Alter, ich bin jetzt Mitte 30, überhaupt noch ein Quereinstieg möglich?
Michael: Ja, auf jeden Fall! Also, das muss man sagen. Der klassische Weg ist natürlich tendenziell, dass man vielleicht mit einem wirtschaftswissenschaftlichen oder mit dem Informatikstudium beginnt und das auch ein bisschen eher, aber das ist möglich und ein Quereinstieg kann natürlich auch sehr bereichernd sein, auch für die Teams, in denen man dann arbeitet. Also als Zulassungsvoraussetzung, braucht man tatsächlich eine abgeschlossene Hochschulausbildung und eine entsprechende praktische Erfahrung - die müsstest du dann natürlich in den nächsten Jahren in der WP Gesellschaft erst noch sammeln - und dann könntest du dich aber für das WP-Examen anmelden und wie gesagt, über die Vorbereitungsmöglichkeiten im Hinblick auf Freistellung, die von den Gesellschaften gewährt werden und potenzielle finanzielle Förderung des Ganzen hatten wir ja auch schon mal gesprochen. Da wird man dann eben doch auch sehr umfassend von den Gesellschaften unterstützt. Und was man an dieser Stelle aber natürlich auch mal sagen muss, ist, dass in einer WP-Gesellschaft nicht jeder zwingend WP werden muss, also es gibt bei uns durchaus Bereiche außerhalb der Kernabschlussprüfung, in denen man eben auch ohne den WP beste Karrierechancen hat.Ich glaube, Lisa, du bist ja auch im Prinzip als Quereinsteigerin zu uns gekommen.
Lisa: Ja also vielleicht bin ich da auch ein gutes Beispiel dafür und zwar habe ich ja, wie schon anfangs erwähnt, auch erstmal eine Ausbildung gemacht nach meiner schulischen Ausbildung. Und nach dem entsprechenden Auslandsaufenthalt kam ich dann über meine kleine Berufserfahrung, dann schlussendlich zur Wirtschaftsprüfung und das zeigt ja auch, dass Deloitte vielseitig sucht und dass man auch wenn man entsprechend etwas erreichen will quasi oder auch in die Wirtschaftsprüfung gehen will, die Chancen auch entsprechend bekommt. Und so kann ich auch wirklich nur an jeden appellieren, der mit dem Gedanken spielt, in die Wirtschaftsprüfung zu kommen, sei es auch nur für ein Praktikum: Bewerbt euch und macht das einfach! Ihr kriegt hier eine super Ausbildung und das macht auch wirklich super viel Spaß.
Interviewer:in: Jetzt geht es ja in dieser Podcast Folge vor allem um Bildung, um Ausbildung und Weiterbildung und da würde ich zum Schluss gerne noch mal von euch wissen: Was ist denn die letzte Weiterbildung, die ihr bei Deloitte hinter euch gebracht habt? Und was war an der so richtig gut?
Lisa: Also da kann ich anfangen. Ich hatte nach meinem zweiten Semester, nach meiner zweiten Theoriephase die sogenannte „Jump In Schulung“. Weiß ich jetzt nicht, ob man das eventuell als Weiterbildung in dem Sinne oder Schulung bezeichnen kann, weil Deloitte auch sehr viel Wert auf das Networken legt. So kamen bei der Jump In Schulung alle dualen Studierenden, die zu dem Zeitpunkt natürlich verfügbar waren von den verschiedensten Standorten bei uns in Düsseldorf für eine Woche zusammen und da haben wir uns natürlich ausgetauscht, haben auch noch mal neue Leute oder neue Gesichter entsprechend kennenlernen dürfen und haben da dann neben dem Networken natürlich auch die Tools nochmal genauer beigebracht bekommen, haben Tipps und Tricks gezeigt bekommen, wie man eventuell besser an eine Prüfung herangeht, sodass wir dann perfekt vorbereitet waren für unseren nächsten Praxiseinsatz und konnten die Tipps dann schon perfekt anwenden. Das hat natürlich super viel Spaß gemacht, weil man neben seinen Kommilitonen und Kommilitoninnen, die man davor 3 Monate jeden Tag in der Uni gesehen hat, auch nochmal neue Gesichter von anderen Standorten gesehen hat und so ist natürlich das Netzwerk dann auch entsprechend gestiegen und man hat auch neue Ansprechpartner:innen für eventuelle Fragen, die man hat.Das war meine letzte Weiterbildung.
Michael: Ja, und bei mir war das, wenn ich mal die Onlineschulungen und irgendwie das Zeitschriftenlesen und das Selbststudium außer Acht lasse, dann eine Präsenzveranstaltung bei uns hier am Standort in Düsseldorf und da, muss ich Lisa beipflichten, neben den inhaltlichen Themen, ist es ehrlicherweise oder war es dann gerade, nach einer, sagen wir mal langen und ja entbehrungsreichen Corona-Zeit eben auch besonders nett, die Leute und Kolleg:innen noch einfach nochmal physisch zu treffen, dass man sich dann vielleicht doch einfach im Rahmen einer Abendveranstaltung bei einem kalten Getränk noch einmal austauschen kann und ich muss auch sagen, generell bin ich ein großer Fan von Präsenzschulungen und die gerne auch im internationalen Umfeld, die bei uns regelmäßig durchgeführt werden, jetzt hoffentlich nach Corona wieder, weil man da einfach wirklich auch noch mal die Gelegenheit hat, Best Practices auszutauschen, sich zu vernetzen, ganz viele nette Leute kennenzulernen, und wir sind am Ende ein People's Business und deshalb glaube ich, dass gerade dieser Austausch von Best Practices ist für mich eben dann auch ein zentraler Bestandteil der Fortbildung.
Interviewer:in: Super, ich danke euch sehr für’s Gespräch!
Michael: Ja, sehr gerne! Nichts zu danken.
Lisa: Danke!
Outro: You Got Mail! Outro (Person tippt): Liebe Lisa, lieber Michael, vielen Dank für eure Antworten. Ich lerne auch viel on the Job und bin froh, dass es bei euch genauso ist. Und in Sachen Weiterbildungsangebote: Da geht es mir auch genauso wie euch. Ich finde die Tagungs- und Weiterbildungsausflüge mit den unterschiedlichen Kolleg:innen echt klasse. Man lernt immer wieder Neues dazu und tolle Menschen kennen.Danke auch für den Tipp, mich mehr an die Expert:innen in meinem und anderen Teams zu wenden. Das sollte ich verstärkt machen, manchmal vergesse ich, wie viel geballte Power wir bei uns im Haus sitzen haben.Na, dann will ich mich mal gleich auf die Suche nach einer neuen Challenge machen. Tschüss, macht's gut und Lisa, das wirst du sicher rocken!
Outro: Das war die 3. Folge der Podcast-Reihe Re:Future. Re:Economy, produziert von Studio ZX im Auftrag von Deloitte.Ihr wollt noch mehr zum Thema Audit der Zukunft wissen? Dann hört nächste Folge wieder rein, wenn es um das Thema Fortschritt geht. Dann wollen wir wissen, wie sich die Wirtschaft verändert, wenn immer neue Technologien auf den Markt kommen. Welche Entwicklungen machen Lust auf mehr und welche Rolle können dabei Wirtschaftsprüfer und Wirtschaftsprüferinnen spielen?Alle Folgen von Re:Future. Re:Economy gibt es auch auf Podigee, Spotify, Apple Podcasts und überall wo's Podcasts gibt. Neugierig geworden? Deloitte bietet im Business Audit and Assurance fortlaufend unterschiedlichste Einstiegsmöglichkeiten in ganz Deutschland.Das reicht von dualen Studiengängen über Praktika bis hin zum Festeinstieg für Absolvent:innen und Expert:innen, die sich verändern möchten.Schaut doch einfach mal vorbei auf job.deloitte.com.
Unternehmen werden immer digitaler und mit ihnen auch die Wirtschaftsprüfung. Mathias, Partner im Bereich Audit & Assurance, erkennt die Chancen dieser Entwicklung, weiß aber auch, dass manche mit gemischten Gefühlen darauf reagieren. Welche neuen Technologien, Prozesse und Herangehensweisen Lust auf mehr machen, verrät er in der vierten Folge unseres Podcasts Re:Future, Re:Economy.
Re:Future. Re:Economy - Was verändert die Wirtschaft?
Intro: You got mail! An: Mathias Bunge, Partner Audit and Assurance Deloitte Betreff: Was verändert die Wirtschaft?
Interviewer:in (tippt): Lieber Mathias, du bist seit 14 Jahren mit Begeisterung bei Deloitte, sozusagen Wirtschaftsprüfer aus Leidenschaft. Heute schreibe ich dir, weil ich gerne wissen würde: Wo kommt diese Leidenschaft her? Und wie kann man sie sich erhalten, wenn sich das Feld, für das man doch so viel Begeisterung empfindet, permanent wandelt? Muss man sich dann immer wieder an das Feld anpassen? Braucht es immer wieder eine neue Faszination? Oder hast du manchmal das Gefühl, dass die Wirtschaftsprüfung und du euch auch manchmal ein bisschen voneinander entfremdet? Also Mathias: Welche Entwicklungen machen dir heute immer noch Lust auf mehr und gibt es Momente, in denen du nicht mehr weiter magst? Danke für deine Antwort!
Interviewer:in: Ja lieber Mathias, eine spannende Mail hast du da bekommen, sehr persönlich. Da möchte ich direkt am Anfang wissen: Woher kommt denn die angesprochene Leidenschaft für die Wirtschaftsprüfung?
Mathias: Ja, die hat sich entwickelt. Ich habe mich schon immer für Zahlen, Computer und neue Technologien begeistert. Dann später in der Ausbildung und im Studium habe ich mich für Wirtschaft und Finanzen interessiert. Und ich habe festgestellt, dass die Wirtschaftsprüfung all diese Interessen am besten zusammenbringt und miteinander vereinbaren kann. Wenn ich ehrlich bin, war es auch ein bisschen Liebe auf den zweiten Blick. Denn in der Schulzeit habe ich ein Praktikum in der Wirtschaftsprüfung gemacht – zwei Wochen lang. Es war grausam: Kaffee kochen und Akten schreddern. Da dachte ich, das ist nichts für mich. Aber irgendwie hat mich das nicht losgelassen, weil es inhaltlich genau die Themen waren, die mich interessiert und begeistert haben.
Interviewer:in: Das war aber nicht bei Deloitte hoffe ich?
Mathias (lacht): Nein
Interviewer:in: In der Mail wird ja auch gefragt, wie man sich die Leidenschaft erhalten kann. Vielleicht kennst du das Sprichwort: „Trennung hält die Liebe frisch.“ Da würde mich interessieren: Was hält denn dein Interesse an der Wirtschaftsprüfung frisch?
Mathias: Die Vielfalt der Themen macht den Beruf des Wirtschaftsprüfers oder der Wirtschaftsprüferin aus sowie auch die abwechselnden Aufgaben, die immer neuen Herausforderungen und Mandanten, mit denen man zusammenarbeitet, machen es eigentlich nie langweilig. Am wichtigsten sind auch die Mitarbeitenden, mit denen man tagtäglich zusammenarbeitet. Sie machen den Beruf spannend und nach wie vor für mich unheimlich attraktiv.
Interviewer:in: Du bist jetzt schon einige Zeit dabei, schon über 14 Jahre. Da hat sich das Feld der Wirtschaftsprüfung erheblich gewandelt. Die Wirtschaftsprüfung hängt natürlich auch eng mit der Wirtschaft zusammen und wandelt sich auch deswegen so stark, weil wir einfach jetzt ganz anders wirtschaften als noch vor 14 Jahren. Kannst du erläutern, wie sich das Feld in den letzten Jahren geändert hat und welche Herausforderungen du derzeit hast?
Mathias: Ich sag’s mal so: Als ich vor 14 Jahren angefangen habe zu prüfen, gab es das iPhone gerade mal ein Jahr. Das heißt, was sich in der Zeit getan hat, ist schon immens - das sind die Themen: Neue Technologien, Digitalisierung, Verfügbarkeit von Daten. Aber es sind nicht nur diese Themen, es ist mittlerweile auch ein Wertewandel eingetreten. Wir reden über Klima und über Themen, die uns tagtäglich beschäftigen, wie das Thema New Work, also die Art und Weise, wie wir heutzutage miteinander arbeiten. Da hat sich viel verändert und die Corona-Pandemie hat natürlich ihren Beitrag dazu geleistet. Und all diese Themen treffen ja nicht nur uns als Wirtschaftsprüfer:innen, sondern auch die Unternehmen, die wir prüfen. Insofern sind wir da auch in der Pflicht, auf Augenhöhe mitreden zu können, die Themen zu kennen und das Ganze auch prüferisch begleiten zu können.
Interviewer:in: Ein großes Thema ist ja auch die Digitalisierung. Diese hat sich, wie du eben auch angesprochen hast, in den letzten Jahren rasant beschleunigt und hat auch die ganze Arbeitswelt umgekrempelt. Heute bist du Experte für datenbasierte Wirtschaftsprüfung, also das sogenannte „Data-Driven Audit“. Dieses neue Feld hast du bei Deloitte etabliert und ausgebaut. Vor welchen Herausforderungen standest du dabei?
Mathias: Bevor ich über die Herausforderungen spreche, vielleicht erstmal zu den Chancen und Möglichkeiten, die die Digitalisierung auch für die Wirtschaftsprüfung bietet: Wir haben immer mehr Daten, die verfügbar sind und benutzen neue Technologien, die es ermöglichen, diese großen Datenmengen schnell zu verarbeiten und auch aufzubereiten. Dazu braucht man natürlich auch die entsprechenden Skills, um das Ganze umzusetzen. Dabei gibt es natürlich auch Herausforderungen: Diese liegen darin, die Daten vollständig und qualitativ hochwertig zu haben und sie in großen Mengen verarbeiten zu können. Man braucht also entsprechende Rechenpower, wie man heutzutage sagt, um die Daten zu prozessieren. Last but not least braucht man auch die Leute, die diese Daten transformieren und analysieren können – mit dem nötigen Know-how und Mindset.
Interviewer:in: Was für Vorteile bringt es denn konkret, datenbasiert zu prüfen?
Mathias: Wenn man ganz weit zurückdenkt, dann hat man sich als Prüfer:in noch alle Geschäftsvorfälle eines Unternehmens anschauen können, weil die Unternehmen weniger komplex waren. Mit der Zeit wurde die Welt komplexer und die Unternehmen größer und globaler. Dann ist man zu einem risikoorientierten Prüfungsansatz übergegangen. Das bedeutet im Grunde genommen, dass man versucht hat, den Umfang, der zu prüfenden Geschäftsvorfälle zu reduzieren, indem man sich angeschaut hat, welche Prozesse und Kontrollen das Unternehmen hat und wie man diesen Umfang auf einen bestimmten Stichprobenumfang reduzieren kann. Und so ist die Stichprobenprüfung entstanden. Die Digitalisierung ermöglicht es uns jetzt, dadurch dass Computer, Maschinen und Algorithmen sehr schnell sehr große Datenmengen verarbeiten können, wieder zurück in Richtung Vollprüfung zu gehen. Das heißt, wir können komplette Geschäftsvorfälle und Transaktionen prüferisch beleuchten. Wenn man beispielsweise an ein Wertpapierportfolio denkt, dann müssen wir prüfen, ob diese Wertpapiere richtig bewertet sind. Und manchmal sind in einem Wertpapierportfolio tausende Wertpapiere. Früher wurden Stichproben aus diesen Wertpapieren gezogen und es wurde überprüft, ob der Kurs, der dort steht, tatsächlich richtig ist.
Interviewer:in: Das klingt auf jeden Fall sehr kleinteilig, diesen Aktienkurs nachvollziehen zu müssen. Das geht natürlich mit Big Data jetzt viel besser, oder?
Mathias: Ja, absolut. Man hat sich beispielsweise aus 2000 Wertpapieren dann 70 rausgezogen und hat geschaut, ob diese passen. Jetzt durch die Digitalisierung und Automatisierung von Prüfungshandlungen können wir alle 2000 prüfen und die Prüfer:innen schauen sich dann „nur noch“ die aufgetretenen Abweichungen an und analysieren, wie es zu diesen Abweichungen kommen konnte.
Interviewerin: Sind denn alle Mandanten offen für dieses Data-Driven Audit, oder gibt es welche, die damit fremdeln oder in der Vergangenheit damit gefremdelt haben?
Mathias: Eigentlich gefällt mir der Begriff „Data-Informed“ besser als „Data-Driven“. Denn „Data-Driven“ bedeutet, dass die Daten alles entscheiden. Das stimmt aber nicht. Die Entscheidung liegt am Ende des Tages immer noch beim Wirtschaftsprüfer oder bei der Wirtschaftsprüferin, ob etwas „falsch“ oder „richtig“ ist. Aber die Daten helfen natürlich, die Entscheidung zu informieren. Anfangs war es bei manchen Mandanten ein Thema, weil sie entweder die angefragten Daten nicht hatten oder Bedenken hatten, diese auszuhändigen. Das ist aber schon lange nicht mehr so, weil es heutzutage normal ist, Daten auszutauschen, natürlich immer unter der Beachtung von Datenschutzbestimmungen. Die Mandanten haben auch erkannt, dass es viele Vorteile hat, wenn sie die Daten den Prüfer:innen geben: Sie entlasten ihre eigene Organisation, denn früher war es so, dass die Mitarbeitenden der Mandanten diese Unterlagen erstmal zusammenstellen und überliefern mussten. Das entfällt heutzutage in vielen Bereichen der Prüfung. Daneben gibt es auch einen weiteren wesentlichen Aspekt: Die Unternehmen, die wir prüfen, erwarten auch, dass wir in der Lage sind bei diesen Themen als Prüfer:innen mitzureden und auch die Kompetenzen besitzen, diese Themen prüferisch zu begleiten. Wir müssen den Unternehmen als Prüfer:innen eigentlich immer einen kleinen und manchmal auch einen großen Schritt voraus sein. Denn es ist ziemlich sicher, dass der oder die Prüfer:in frühzeitig in bestimmte Fragestellungen eingebunden wird, die die Unternehmen haben, wenn es beispielsweise darum geht, neue Technologien einzusetzen oder neue Projekte umzusetzen.
Interviewerin: Das heißt, du und deine Kolleg:innen müssen immer total up to date sein, richtig?
Mathias: Absolut, Stillstand ist Rückschritt würde ich sagen. Man muss sich immer über Neuerungen aus allen Richtungen informieren, sei es vom Regulator oder neue Entwicklungen in der Digitalisierung oder den Technologien, aber auch neue Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt, also was erwarten unsere Mitarbeitenden von uns und wie sieht eigentlich ein Arbeitsalltag bei uns aus. Auf all diese Themen muss man sich einstellen und darauf vorbereitet sein.
Interviewer:in: Jetzt könnte ich mir vorstellen, dass du, der sich ja schon eine ganze Zeit mit diesem Data-Informed Audit beschäftigt, auch in der eigenen Organisation Schwachstellen sehr leicht erkennt. Wenn du siehst: Mensch, da ist wirklich noch jemand, der per Hand eine Liste abhakt – das tut dir doch bestimmt in der Seele weh. Und ich denke mal, du siehst bestimmt auch häufig, wo man vielleicht bei Deloitte selbst Prozesse optimieren kann. Wie findest du heraus, wo was hakt und wie gehst du dann vor, ohne jemandem auf die Füße zu treten?
Mathias: Das hat ganz viel mit dem Mindset zu tun, was ich vorhin schon mal angesprochen habe. Wir pflegen eine sehr offene Kultur bei uns. Das heißt, man muss den Mitarbeitenden auch erlauben, Dinge anzusprechen, ihre Ideen, die sie haben, auch zu kommunizieren und sie am Ende des Tages auch umzusetzen. Das haben wir bei uns so gelöst, dass wir natürlich einen regelmäßigen Austausch mit allen Teams in der Organisation haben. Das geht oben beim Leadership los bis runter in die einzelnen Prüfungsteams. Neue Ideen – also der sogenannte Ideation-Prozess – werden offen kommuniziert. Wir haben entsprechende Kanäle, wo diese Ideen eingebracht werden können. Dann werden sie gemeinsam mit den Mitarbeitenden bewertet und es wird entschieden, ob wir daraus ein Umsetzungsprojekt machen. Dafür geben wir den Mitarbeitenden den Spielraum und die Zeit, die sie brauchen, um ihre Ideen umzusetzen. Und wir geben ihnen auch die entsprechenden Skills mit an die Hand. Gerade wenn man an das Thema Automatisierung und Standardisierung von Prüfungshandlungen denkt, braucht man auch beispielsweise Softwareentwickler und Softwaredesigner, die das Ganze dann umsetzen. Diese Skills haben wir bei uns in der sogenannten „Audit Garage“ gebündelt.
Interviewer:in: Wie kommst du denn auf neue Ideen, beziehungsweise auf so einen neuen Prozess, von dem wir eben gesprochen haben?
Mathias: Da braucht man Kreativität und vor allem Ruhe, um sich auch mal aus den alltäglichen Themen herauszunehmen und sich auf die berühmte grüne Wiese zu setzen. Man überlegt: Wenn ich das Ganze nochmal neu gestalten könnte, wie würde ich es dann umsetzen? Am Ende des Tages ist Kreativität gut, aber man muss sie auch kommunizieren. Viele haben oft gute Ideen, aber reden nicht darüber und dann wird es schwierig. Man muss diese Ideen an die Oberfläche bringen. Bei uns ist es so, dass man gehört wird und diese Ideen auch umsetzen kann. Zu guter Letzt braucht man auch Mut. Wenn ich das Zitat von Henry Ford aufgreifen darf – wobei man nicht genau weiß, ob er es gesagt hat –: „Wenn man die Leute früher gefragt hätte, was sie wollen, dann hätten sie gesagt: schnellere Pferde.“ Daraufhin hat er das Auto entwickelt. Das Gleiche gilt auch hier. Man braucht Mut, mal ein bisschen out of the box zu denken und zu seiner Sichtweise zu stehen und diese dann auch umzusetzen, wenn man überzeugt ist, dass diese uns nach vorne bringt.
Interviewer:in: Jetzt hast du gerade angesprochen, dass so viele verschiedene Leute bei dir im Team arbeiten. Du hast das vorhin schon mal erwähnt, und jetzt gerade eben hast du wieder von den Entwicklern gesprochen. Die vermutet man ja gar nicht unbedingt in einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Es klingt aber so, als würdest du in einem sehr diversen Team arbeiten. Inwiefern hilft dir das denn ganz konkret weiter?
Mathias: Es ist ein Must, ein diverses Team zu haben und verschiedene Disziplinen in einem Prüfungsteam zu vereinen. Ich gebe mal ein Beispiel: Wir haben eine Fondsgesellschaft. Diese Fondsgesellschaft hat Fonds, in die investiert werden kann, und das kann man heutzutage über die Blockchain machen. Die Fonds selbst wiederum können in Kryptowährungen investieren. Der Algorithmus, der das Ganze ausrechnet – in welche Währung investiert wird –, funktioniert mit künstlicher Intelligenz. Das gibt es in der Praxis auch schon und wir als Prüfer:innen müssen in der Lage sein zu sagen, ob die Zahlen, die am Ende im Abschluss stehen und aus diesen verschiedenen Aktivitäten und Geschäftsvorfällen resultieren, passen. Dafür braucht es ein Verständnis. Die haben natürlich IT-Systeme und da brauche ich IT-Prüfer und Leute, die sich mit Blockchain-Technologie auskennen und die sich mit der Rechnungslegung dieser Themen auskennen. Insofern kommt man heute um ein interdisziplinäres Team gar nicht herum. Das ist auch etwas, was immer wichtiger wird, das auch in der Wirtschaftsprüfung selbst vorzuhalten. Früher gab es Tendenzen, diese Dinge extern zu unterstützen. Mittlerweile braucht man diese Skills wirklich in der Prüfung, weil sie einen immer bedeutsameren Teil der Prüfung ausmachen.
Interviewer:in: Es klingt auf jeden Fall so, als wäre dein Job sehr abwechslungsreich und – wie sagt man auf Neudeutsch – „rewarding“. Es scheint, als würdest du sehr viel daraus ziehen können und schnell Ergebnisse und Erfolge sehen. Stimmt das?
Mathias: Definitiv. Es macht wahnsinnig viel Spaß, auch nach 14 Jahren noch. Das Schönste ist, mit den Kolleg:innen Erfolge zu feiern und das Ganze einfach zu genießen, wenn ein Projekt abgeschlossen ist. Es ist immer noch ein People’s Business. Ich glaube, das trifft es ganz gut. Bei aller Technologie, bei allen Maschinen und Daten: Am Ende des Tages sind es Menschen, die die Entscheidungen treffen, und das wird auch immer so bleiben. Das mitzugestalten, macht mir Tag für Tag immer noch sehr, sehr viel Spaß.
Interviewer:in: Dann möchte ich zum Schluss nochmal auf diese sehr leidenschaftliche Mail eingehen, die du am Anfang bekommen hast, und einmal fragen: Was macht dir denn heute noch Lust auf mehr?
Mathias: Es ist wieder dieses Thema, was ich schon mal eingangs gesagt habe: Die Vielfalt, die Abwechslung und die vielfältigen Möglichkeiten, auch seine Interessen umzusetzen. Das ist nach wie vor etwas, das mir Spaß macht und das, glaube ich, mich auch nicht mehr loslassen wird. Dass man sich immer wieder auf neue Herausforderungen einstellen muss und auf der anderen Seite aber auch die Möglichkeit hat, neue Dinge zu gestalten und umzusetzen – zusammen mit den Mitarbeitenden. Das ist das, was mich tagtäglich motiviert und warum es mir Spaß macht, morgens zur Arbeit zu fahren.
Interviewer:in: Gibt es auch Momente, in denen du keine Lust mehr hast? Also, wo du sagst: „Mensch, jetzt muss ich mich schon wieder an die neue Entwicklung anpassen, ich will doch einfach mal die Füße hochlegen.“
Mathias: Nein, dafür bin ich viel zu wissbegierig, viel zu neugierig. Und das ist das, was mich antreibt, und das wird auch immer so bleiben.
Interviewer:in: Vielen Dank fürs Gespräch!
Mathias: Danke!
Outro: You got mail!
Interviewer:in (tippt): Lieber Matthias. Danke für deine Antworten. Ich lag also gar nicht so falsch, als ich annahm, dass die langjährige Beziehung zu einem Job oder einer Profession genauso spannend, aber auch genauso arbeitsintensiv sein kann wie eine Beziehung zu einem anderen Menschen. Wenn sich das Feld, das einen fasziniert, immer wieder wandelt, muss man sich ein Stück weit mitwandeln und hat dann die Möglichkeit, sich immer wieder neu zu fordern und sich immer wieder neu für die Arbeit zu begeistern. Ich finde es klasse, wie du in den letzten Jahren an deiner Arbeit so gewachsen bist und den Bereich auch so vorangebracht hast. Danke für diesen spannenden Einblick in deine Arbeit.
Interviewer:in: Das war die 4. Folge der Podcastreihe Re:Future. Re:Economy, produziert von Studio ZX im Auftrag von Deloitte. Ihr wollt noch mehr zum Thema „Audit der Zukunft“ wissen? Dann hört in der nächsten Folge wieder rein, wenn es darum geht, wie es sich überhaupt bei Deloitte arbeitet. Dann klären wir Mythen rund um Jet-Set-Wirtschaftsprüfer:innen und sprechen über Sabbaticals, New Work und die Work-Life-Balance.
Übrigens: Alle Folgen von Re:Future. Re:Economy gibt es auch auf Podigee, auf Spotify, auf Apple Podcasts und überall, wo es Podcasts gibt. Neugierig geworden? Deloitte bietet im Business „Audit und Assurance“ fortlaufend unterschiedlichste Einstiegsmöglichkeiten in ganz Deutschland an – von dualen Studiengängen über Praktika bis hin zum Festeinstieg für Absolvent:innen und Expert:innen, die sich verändern möchten. Schaut doch einfach mal vorbei auf job.deloitte.com.
Wie arbeiten Wirtschaftsprüfer:innen in Zeiten von Remote Working und Digitalisierung? Annika und Christina erklären, wie agiles Arbeiten in der Wirtschaftsprüfung funktioniert und wie man als Prüfer:in „Work“ und „Life“ in der Balance hält.
Wir haben unsere Antworten auf die wichtigsten Fragen zusammengefasst.